Das Mädchen mit dem Finderhut

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sikal Avatar

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Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein kleines Mädchen, in irgendeiner Stadt in Westeuropa. Sie wird von einem „Onkel“ zum Betteln angehalten und abends wieder abgeholt. Doch eines Abends kommt dieser Onkel nicht mehr und die Kleine ist auf sich allein gestellt. Sie kämpft anfangs mit der Kälte, erbettelt sich etwas zu essen und schläft letztendlich in einer Mülltonne, weil es dort warm ist. Als sie aufgegriffen und in eine Unterkunft gebracht wird, schließt sie sich zwei Jungen an, von dort fortzulaufen und allein durchzukommen. Sie vertraut den Entscheidungen des älteren Schamhan, der ihre Sprache spricht.

Schamhan, Arian und die kleine Yiza (sie weiß zwar, dass dies kein Name ist, doch sie nennt sich so) versuchen sich in dem fremden Land durchzuschlagen. Ihr einziges Bestreben wird sehr schnell die Suche nach Nahrung und die Flucht vor der Kälte. Dabei geraten die drei in gefährliche Situationen und schrecken vor Strafdelikten nicht zurück, die ihnen beinahe zum Verhängnis werden.

Das neue Buch von Michael Köhlmeier ist brandaktuell und erinnert an die vielen Straßen- und Flüchtlingskinder, die sich bis nach Mitteleuropa durchschlagen um ihrem bisherigen Leben zu entkommen. Es zeigt die Hilfsbereitschaft der Menschen, den Versuch zu helfen und zu guter Letzt doch nur die Hoffnungslosigkeit dieses Unterfangens. Erschreckend fand ich, dass der kleinen Yiza viele Menschen ihre Hilfe zukommen lassen, weil sie ein niedliches Geschöpf ist. Bei den größeren Jungs versiegt die Hilfsbereitschaft.

Der Autor erzählt in einer emotionslosen Sprache, sachlich und neutral, eine Situation, die nun mal so ist wie sie ist. Ohne zu beschönigen oder zu verschleiern trifft er den Leser tief. Nach dem Ende der knapp 140 Seiten bleibt man nachdenklich zurück. Was ist das für eine Welt, in der wir leben?