Hilflos in fremdem Land

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meldsebjon Avatar

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Eine kurze Geschichte liegt hier vor, die in aller Stärke zeigt, wie hilflos man sein kann, wenn die Umwelt versagt, wenn kleine Kinder in fremder Umgebung auf sich selbst gestellt sind.
Michael Köhlmeier hat seine Sprache bewusst reduziert, schreibt in einfachen, teilweise sehr knappen Sätzen und erreicht damit eine besondere Eindringlichkeit.
Drei Kinder sind fremd in einem Land. Der Älteste, etwa 14 Jahre alt, schwingt sich zum Anführer auf, dem die beiden anderen willig und vertrauensvoll folgen. Etwas anderes bleibt ihnen nicht übrig. Schließlich ist er der einzige, der beide versteht, da er beider Sprachen spricht. Mitten im Winter reduziert sich alles Wollen und Hoffen auf die Befriedigung der einfachsten Grundbedürfnisse: Essen, Trinken und Wärme. Man bettelt, stiehlt, bricht ein und will nur den kalten Winter irgendwie überstehen, da der kommende Sommer viel einfacher werden wird. Zwischendurch geraten die drei immer mal wieder in die Fänge des Sozialsystems, landen bei Polizei und in Kinderheimen, werden mehr oder weniger gut von einzelnen Menschen unterstützt, aber letztlich bleiben sie sich selbst überlassen.
Es gibt keine Angaben über das Land, in dem das Ganze stattfindet. Es könnte theoretisch überall sein. Auch die Herkunft der Kinder bleibt im Dunkeln. Klar ist nur, dass sie fremd sind in einem fremden Land. Natürlich lernen sie schnell, wie man auf der Strasse überlebt. Niemand lehrt sie Unrechtsbewusstsein und so entwickelt sich alles irgendwie natürlich in eine Richtung, in der auch vor Gewalt kein Halt gemacht wird. Eine wirklich schaurige Vorstellung. Leider ist das alles durchaus vorstellbar und daher umso schlimmer.
Ich denke, bei mir persönlich hat dieses kleine Buch bewirkt, dass ich in Zukunft mit etwas offeneren Augen durch die Welt gehen werde! Wenn die gleiche Wirkung auch bei anderen Lesern erzielt wird, ist schon eine Menge erreicht!