Immer eine aktuelle Thematik

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annajo Avatar

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Das kleine Mädchen Yiza hat sich bislang auf den "Onkel" verlassen, der hat sie versorgt. Bis er ihr erklärt, wie sie beim einem Ladenbesitzer Essen bekommen kann und dann eines Tages nicht mehr auftaucht. Nun ist Yiza allein und auf sich gestellt. Bis sie zwei weitere Straßenkinder trifft und sich nun mit diesen durchs Leben schlägt, denn schon schnell ist sie auf der Suche nach Wärme und Nahrung.

Yiza ist ein kleines Mädchen, wie alt, wird jedoch nie klar. Da ist beim Lesen viel Interpretationsfreiraum und je nachdem, wie weit man das Alter in seiner Vorstellung heruntersetzt, desto schmerzhafter wird die Geschichte beim Lesen. Und auch dieser Umstand ist ein Thema der Geschichte, dass nämlich ältere Straßenkinder nicht mehr mit Mitgefühl zu rechnen brauchen. Dass die Geschichte in einem westeuropäischen Land spielt, verrät vor allem der Klappentext. Es gibt lediglich Hinweise wie die Währung (Euro) und vereinzelte Namen. Ansonsten gibt es wenig Anhaltspunkte. Der Stil ist nüchtern und die Sätze sind kurz und präzise. Dadurch wirken sie wenig emotional und stark distanziert. Doch trotz dieses distanzierten und sachlichen Stils hat mich die Geschichte gepackt. Yiza versteht die Anweisungen und Absichten der Erwachsenen nicht, ist aber überzeugt, dass sie gut gemeint sind. Diese kindliche Gutgläubigkeit und das kindliche Vertrauen schmerzen einen, wenn man dem entgegenhält, dass sich die Kinder komplett allein versorgen müssen. Warum sie die Hilfe ausschlagen, die ihnen an verschiedenen Punkten der Geschichte angeboten wird, bleibt leider unklar. Genau wie der Umstand, dass man Yiza beigebracht hat, bei der Erwähnung der Polizei jedes Mal mit Schreien anzufangen.
Dieses Buch behandelt eine Thematik, die eigentlich immer aktuell ist und bringt einem das Leben der Ärmsten nahe. Es ist Sozialkritik, ohne den Holzhammer zu schwingen. Und doch hat mir hier und da etwas gefehlt, was mir die Kinder noch näher gebracht und ihr Handeln immer nachvollziehbar gemacht hätte. Auch das Verhalten mancher Erwachsener war schwer zu verstehen, vielleicht, weil es aus der Sicht von Kindern geschildert wurde, die zudem die Sprache nicht verstehen. Das mag ein weiteres Mittel gewesen sein, um die Situation plastisch zu machen, hat mich allerdings mehr verwirrt, genau so, wie das Ende und warum es dazu gekommen ist. Darum gibt es en paar wenige Abstriche in der Bewertung für ein ansonsten wichtiges und erinnerungswürdiges Buch.