Tragische Geschichte

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danib83 Avatar

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Ich bin ein Fan von Köhlmeiers Geschichten, egal ob Familienromane oder Nacherzählungen. Dieses Buch hat mich gleich in seinen Bann gezogen, denn schon alleine der Titel und das Cover erinnern an ein bekanntes Märchen von Hans Christian Andersen, nämlich an 'Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern'. Zwar muss Yiza, das kleine Mädchen in Köhlmeiers Erzählung, nichts verkaufen, sondern erbettelt sich Nahrung, nachdem es von seinem "Onkel" verlassen wurde, friert aber auch und muss, so interpretiere ich den Schluss, auch sterben.
Die Sätze sind einfach, aber eindringlich geschrieben, dazwischen immer wieder Absätze, die das Gelesene nochmal überdenken lassen. Und das muss man auch, denn der Autor packt in das relativ kurze Werk viele Probleme und Themen. So findet man das gerade sehr aktuelle Thema 'Flucht', aber auch die Sujets Waisenkinder, Hunger, Kälte, Alleinsein, Helfen, Ausreißen usw. vor.
Mich hat besonders mitgenommen, dass die beiden Buben Yiza bei der Polizei alleine lassen wollten, weil das Mädchen nicht so schnell sei. Dabei haben die Buben sie doch extra aus dem Kinderheim mitgenommen. Wobei hier meines Erachtens schon ein Realitätsbruch statt gefunden hat. Die Dame, die sich im Kinderheim um Yiza annimmt, vergöttert das Kind sehr und das, obwohl Yiza nicht spricht, zumindest nicht in einer verständlichen Sprache. Auch dass die Kinder so einfach fliehen können, ist etwas unrealistisch. Realität und Fiktion verschwimmen und im Endeffekt würde ich sagen, dass es sich auch hier, so wie beim eingangs erwähnten Märchen, um eine Geschichte aus ebendiesem Genre handelt. Selbst die Zündhölzer bzw. ein Feuerzeug spielen eine Rolle.
Etwas sehr düster und angsteinflößend fand ich die Passage, in der die grippekranke Yiza von Renate gesund gepflegt wird. Die Dame sperrt Yiza regelrecht ein und macht sie zu ihrem Eigentum.
Ganz am Ende ist auch noch ein kurzer Absatz, der Gott mit einbindet, obwohl es grad gar nicht hineinpasst, außer man interpretiert den Tod von Yiza hinein.