Vielversprechende Grundidee - enttäuschende Umsetzung!

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takabayashi Avatar

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Mit großer Vorfreude bin ich an die Lektüre dieses Buches herangegangen, am Anfang hat es mir auch sehr gut gefallen.
Im England der nahen Zukunft gelingt einem ominösen Ministerium der Zeit etwas nie Dagewesenes: Einige Menschen aus anderen Jahrhunderten per Zeitreise in die Gegenwart zu holen. Die Icherzählerin, eine junge Frau, deren Name nie genannt wird, mit einem britischen Vater und einer aus Kambodscha geflohenen Mutter (also ein Alter Ego der Autorin), bewirbt sich innerhalb des Ministeriums auf eine andere, erheblich lukrativere Arbeitsstelle, bei der sie einem sogenannten Expat aus einer anderen Zeit an die Seite gestellt wird, um ihm als „Brücke“ die Eingewöhnung in das heutige Leben zu erleichtern. Der Expat an ihrer Seite ist der 1847 verstorbene Commander Graham Gore, der als Kapitän eines Schiffes einer Polarexpedition verschollen war.
Wie die beiden sich aneinander herantasten wird sehr humorvoll geschildert. Er muss sich an die vielen technischen Neuerungen und an völlig andersartige Denkweisen gewöhnen und sie muss ihm erklären, dass der Fortschritt auch negative Seiten hat. Was dieses Regierungsprojekt bewirken soll, ist mir bis zum Ende nicht klargeworden. Wie gesagt, der Culture Clash von Personen aus unterschiedlichen Epochen liest sich sehr amüsant, wir lernen auch noch einige andere der Zeitreisenden kennen, die als interessante Charaktere skizziert werden, jedoch ließ der Reiz der neuen Idee schnell nach, die Lektüre gestaltete sich zum Teil sehr zäh. Und die Zusammenhänge des Plots erschlossen sich mir nicht. Das Buch wechselte des öfteren das Genre, versuchte sich z.B. auch an Romance, als sich eine Liebesbeziehung zwischen Gore und seiner Brücke anbahnt, die allerdings hauptsächlich durch grafische Sexszenen dargestellt wird, was auf mich im Kontext der sonstigen Handlung eher befremdlich und unpassend wirkte. Dann wird plötzlich eine Art Thriller daraus, dessen Handlung mir aber zu verworren war. Auch das Ende war unbefriedigend.
Es gibt durchaus gute Stellen in diesem Roman, aber als Gesamtwerk hat er mich nicht überzeugt und der ausufernde Schreibstil, die Sprache der Autorin, hat mich teilweise genervt. Oft lese ich solche Genre-Mixe sehr gern, finde das hier aber nicht gelungen, das Buch ist irgendwie nicht aus einem Guss.
Schade, die Inhaltsangabe klang sehr reizvoll, jedoch musste ich mich nach einer Weile förmlich durch diesen Roman quälen und kann dieses Buch nicht empfehlen. Deshalb erstaunt mich auch die teilweise sehr positive Resonanz, die es hervorrief.