Zwischen Zeiten, Herzen und Systemen

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vanessa_91 Avatar

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Meine Meinung und Inhalt

Schon der Klappentext zu "Das Ministerium der Zeit" hat mich neugierig gemacht -> Zeitreisen, ein viktorianischer Polarforscher im heutigen London, ein geheimnisvolles Ministerium – das klang nach einer spannenden Mischung aus Sci-Fi und literarischer Finesse. Was mich dann aber tatsächlich erwartet hat, war noch viel überraschender: eine kluge und echt menschliche Geschichte, die sich nicht in Genre-Schubladen pressen lässt.

Im Zentrum steht eine namenlose (!) Protagonistin – eine Frau mit kambodschanisch-britischem Hintergrund, die im London der nahen Zukunft für ein geheim operierendes Ministerium arbeitet.

Was mich berührt hat, war nicht nur die ungewöhnliche Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, sondern wie ehrlich und komplex Bradley über Entwurzelung, kulturelle Anpassung und Nähe schreibt.

Die Sprache von Bradley ist trocken, witzig, manchmal bewusst nüchtern – aber nie leer. Die Dialoge wirken nie konstruiert, die Gedanken der Erzählerin trafen oft genau den Punkt, über den ich selbst gerade nachdachte.

Allerdings fand ich, dass die Nebenfiguren mehr Tiefe verdient hätten.

Für mich war "Das Ministerium der Zeit" eine der gute unterhaltsame Lektüre.

Für alle die Bücher mögen, welche Fragen stellen, ohne einfache Antworten zu liefern, und die gleichzeitig unterhalten, sollte sich dieses nicht entgehen lassen.


Inhalt

Als eine junge Frau einen neuen Job bei einem geheimnisvollen Ministerium antritt, ahnt sie nicht, dass dieser schwüle Sommer ihr Leben für immer verändern wird. Denn das Ministerium der Zeit hat das geschafft, was niemand jemals für möglich hielt: Menschen durch die Zeit zu transportieren. Und so soll sie dem eigentlich 1847 verstorbenen Polarforscher Commander Graham Gore das Ankommen im lärmenden London des 21. Jahrhunderts erleichtern.

Während er sich an mit den Wundern der Moderne wie Toilettenspülungen und Spotify vertraut macht, muss sie ihn damit konfrontieren, dass sich die Welt nicht unbedingt nur zum Guten gewandelt hat. Und als sei nicht alles ohnehin kompliziert genug, entwickelt sich aus dem anfänglichen Unbehagen weit mehr als nur eine tiefe Freundschaft. Doch das Ministerium hat seine ganz eigenen Pläne mit dem Zeitreisenden und plötzlich verschieben sich heute, morgen und gestern, und was die beiden zusammengeführt hat, droht sie nun mit aller Macht auseinanderzureißen.


Über die Autorin

Kaliane Bradley ist eine britisch-kambodschanische Autorin und Lektorin. Ihre Kurzgeschichten sind in verschiedenen Magazinen erschienen. Sie ist Gewinnerin des Harper's Bazaar Short Story Prize 2022 und des V. S. Pritchett Short Story Prize 2022. »Das Ministerium der Zeit« ist ihr erster Roman und erscheint in über 25 Ländern. Kaliane Bradley lebt in London.