Damals besser als heute

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mysticcat Avatar

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Das Buch "Das Mörderarchiv" spielt, wie schon das Cover vermuten lässt, auf einem prächtigen Anwesen in einer britischen Kleinstadt. Das Buch ist im Rowohlt Polaris Verlag im Jänner 2024 erschienen und auch als Hörbuch erhältlich. Der Untertitel "Tante Frances dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie hatte recht." hat mich sofort neugierig gemacht.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag, dass ich, nach dem mir die Leseprobe gut gefallen hat, "Das Mörderarchiv" als Rezensionsexemplar lesen durfte.

Worum geht es?
Wie bereits am Cover ersichtlich, wird Tante Frances ermordet, just, als sie etwas über eine Testamentsänderung besprechen und ihre Großnichte endlich kennenlernen wollte. Und als wäre nicht schon alles tragisch genug, sollen die nicht persönlich bekannte Großnichte und der Ziehsohn des vorverstorbenen Ehemanns gegeneinander arbeiten, denn wer den Mord zuerst und innerhalb von einer Woche aufklärt (und dabei nicht verhaftet wird), bekommt das Erbe.

Meine Meinung
Der Beste Teil, meiner Meinung nach, waren die Tagebucheinträge von Tante Frances. Schade, dass die Zeit so häufig wechselt, denn ich habe ab und zu Beim Lesen nicht mehr am Schirm gehabt, wer das ist - und welche Rolle die Person in der jeweils anderen Zeit inne hat(te).
Tatsächlich hätte der Titel "Tante Frances Tagebuch" meiner Meinung nach besser gepasst, denn das Mörderarchiv, also akribisch sortierte und abgelegte Informationen über jede Person im Leben der Verstorbenen, spielt nur eine Nebenrolle, der Star der Handlung ist das Tagebuch.

Und leider gilt das auch für Annie, wie alle Charaktere, außer Frances, die für meinen Geschmack viel zu flach gezeichnet werden. Gerade von einer Krimiautorin hätte ich mir mehr Wortwitz in den Dialogen erwartet - oder ein bisschen mehr Flirten, aber da bin ich leider gar nicht auf meine Kosten gekommen.

Gerade auch durch das Archiv und damit die dunkelsten Geheimnisse alle Charaktere habe ich viel Tiefe und detailreich ausgearbeitete Figuren erwartet, jedoch werden kaum Akten geöffnet, was ich sehr schade finde.

Die Liebesgeschichte von Frances, die offensichtlich in einer Hochzeit gemündet hat, wird mir im romantischen Aspekt zu wenig beleuchtet, was ich sehr schade gefunden habe.

Der Kriminalfall selbst ist, meiner Meinung nach, gut konstruiert - und das Mitraten und -rätseln hat Spaß gemacht, zumindest bei den paar Charakteren, von denen ich eine nähere Vorstellung hatte, und auch die Weissagung hat mich gepackt und ich habe lange gerätselt, was damit anzufangen ist, wo diese doch so häufig wiederholt wurde.

Fazit: Cosy Crime Fans, denen der Fall wichtiger als die Charaktere ist, und die Rückblenden und viele Nebencharaktere lieben, werden bei dem Buch voll und ganz auf ihre Kosten kommen.