Nette Idee schlecht umgesetzt

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leseratte59 Avatar

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Es hätte so spaßig werden können....
Die Idee ist klasse: Frances wurde 1965 auf einem Jahrmarkt prophezeit, dass sie irgendwann ermordet werden wird. Seitdem lässt sie dieser Gedanke nicht mehr los. Sie achtet auf alles und jeden und führt ein regelrechtes Archiv potentieller Täter in ihrem Landgut nahe des Dorfes Castle Knoll. Zudem hat sie ein Testament hinterlegt, dass nur derjenige ihr Vermögen erbt, der den Mord an ihr aufklärt. Ihre Großnichte Annie und ihr Stiefneffe Saxon gehen ins Rennen...

Was für eine grandiose Idee! Dachte ich zumindest. Der Schreibstil ist auch wirklich locker, gar nicht schlecht und gut zu lesen. Aber der Rest ist schon etwas grenzwertig. Zum einen tauchen sehr viele Personen auf, die auch teils ähnlich lauten (John und Joe z.B.). Das ist leider oft etwas anstrengend. Als gegen Ende die Tat aufgeklärt wird, war ich erstmal ratlos, wer das denn überhaupt nochmal war.
Dazu kommt, dass die Protagonistin Annie meist förmlich durchs Buch stolpert, ohne wirklichen Plan. Unwillkürlich fühlte ich mich an die Stimme aus dem Off bei alten Magnums erinnert: "Ich weiß genau, was Sie jetzt denken - und Sie haben völlig Recht!" Nur... was bei Magnum witzig war, war hier irgendwann nur noch nervig. Teilweise saß ich nur noch kopfschüttelnd mit dem Buch da.
Der Aufbau des Romans war allerdings wieder gut gelungen. Wechselweise liest man im kursiv gedruckten Tagebuch von Frances mit den Überschriften "Die Castle Knoll Ermittlungen" mit jeweiligem Datum. Dadurch werden Verwirrungen beim Lesen vermieden. Beim Schreiben offenbar leider nicht. Denn in einem Eintrag wird von einem Vorkommen berichtet mit einem 2 Monate alten Baby. Nur wenige Seiten weiter in einem Eintrag, der 2 Wochen später spielt, ist die werdende Mutter plötzlich wieder schwanger.
Irgendwann steht dann noch, dass kurz nach der Geburt noch ein Vaterschaftstest gemacht wurde. Anno 1966 zweifele ich das zumindest stark an. Doch damit nicht genug, fährt Frances in ihrem Tagebuch ohne Mantel los (was ausführlich beschrieben wird und nicht unerheblich ist) um den nicht existenten Mantel bei Ankunft von einem Bediensteten abgenommen zu bekommen.
Ich bin mir sicher, dass noch mehr solcher Schnitzer vorhanden sind, die mir gar nicht auffielen. Liest sowas keiner ehe es in Druck geht?
Mit viel gutem Willen bekommt das Buch noch 3 Sterne von mir. Weil es trotz allem unterhaltsam war, auch wenn ich mich etwas durchzwingen musste. Mich ärgern solche Logikfehler einfach zu sehr.