Zwei Krimis in einem

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hasirasi2 Avatar

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„Ich weiß schon lange, dass mein Leben durch einen Mord enden wird, und deshalb hinterlasse ich meinen Besitz – und zwar in Gesamtheit – der Person, die erfolgreich eben diesen Mord an mir aufklärt.“ (S. 143) Annie hat ihre Großtante Frances nie kennengelernt und ist verwundert, als die sie einlädt, um ihr ihr Testament zu erklären. Aber als Annie auf Gravesdown Hall ankommt, ist Frances tot und Annie nicht automatisch die Erbin. Auch Frances Stiefneffe und die Polizei haben eine Chance. Wer ihren Tod innerhalb einer Woche aufklärt, bekommt alles. Ein gefährlicher Wettlauf gegen die Zeit und Konkurrenz beginnt, denn der Mörder scheint es nicht bei dem einen Todesfall belassen zu wollen. Zum Glück steht allen Suchenden ein umfassendes Archiv zu Verfügung, denn: „Frances hat 60 Jahre damit zugebracht, alles für diesen Moment vorzubereiten.“ (S. 136)

„Das Mörderarchiv“ ist ein klassischer Whodunit-Kirmi mit einem ungewöhnlichen Start. Weil Frances mit 17 auf einem Jahrmarkt vorhergesagt wurde, dass (und in kryptischen Hinweisen auch von wem) sie ermordet werden wird, sammelt sie ihr ganzes Leben lang Hinweise und Motive, die ihren Mörder überführen könnten.
Annie, die sich gerade als Krimiautorin etablieren will, stützt sich bei ihren Nachforschungen vor allem auf Frances Tagebuch von vor über 60 Jahren, das mit dem Verschwinden von deren Freundinnen Emily beginnt. Obwohl Emily nie gefunden wurde, war Frances bis zuletzt überzeugt, dass sie ermordet wurde, und hatte die Suche nach ihr und dem Täter nie aufgegeben.

Die Autorin Kristen Perrin hat ein sehr interessantes Personenensemble geschaffen, in dem jeder an mindestens einer Stelle als Mörder in Frage kommt. Da ist zum einen der Stiefneffe, der schon als Kind merkwürdig war und anderen gerne hinterherspioniert hat – und überzeugt war, dass er der Erbe ist. Aber auch der Testamentsvollstrecker / Anwalt scheint eigene Interessen zu vertreten, um nur einige Beteiligte zu nennen. Und immer wieder tauchen Hinweise auf die Vergangenheit und Emilys Verschwinden auf – gibt es am Ende sogar zwei Fälle zu lösen?

Obwohl Annie Frances nicht kannte, fühlt sie sich ihr durch die Suche sehr nah. Sie interessiert sich nicht nur für den Mord, sondern auch für das Leben ihrer Großtante, die als verrückt und nervig galt und relativ isoliert auf dem alten Herrensitz gelebt, ihre Nachbarn aber trotzdem nachhaltig geprägt hat. „Jeder meidet Frances. Sie ist verrückt. Und zwar so sehr, dass sie es in der Gegend zu einiger Berühmtheit gebracht hat – die sonderbare alte Dame mit einem gewaltigen Landsitz und säckeweise Geld, die jeden gnadenlos durchleuchtet für den Fall, dass er oder sie eventuell ihr Mörder ist.“ (S. 23)

Mir hat das Lesen und Miträtseln viel Spaß gemacht, weil es durch die verschiedenen Zeitebenen und gefühlt immer mehr werdenden Verdächtigen bis zum Ende sehr spannend blieb.