Der Thriller-König kann auch anders - eine absolut surreale und fesselnde Geschichte

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smartie11 Avatar

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„Selbst dr Nebel schien von dem Zaun abgehalten zu werden, der sich um das Anwesen zog. Nur eine dünne Dunstschicht lag über der deutlich hervortretenden Silhouette des Gebäudes. Der hohe Mittelteil wurde von zwei niedrigen Seitenflügeln eingerahmt. Der hohe Teil schien Hörner zu haben, vielleicht waren sie es, die mich an einen Stier oder einen Drachen denken ließen.“ (S. 59)

Meine Meinung
(Hoch-)Spannung kann er ja, der norwegische Bestsellerautor Jo Nesbo. Doch dieses Buch ist anders als seine bisherigen Krimis und Thriller - ganz anders! Schon nach wenigen Seiten hatte ich das Gefühl, einen neuen „Stephen King“ zu lesen. Die Geschichte driftet ab in ein surreales Geschehen, das dem US-amerikanischen Altmeister der Horrorliteratur alle Ehre machen würde. Ich war absolut überrascht, zutiefst erstaunt und - als alter „King-Fan“ - gleichzeitig auch hoch erfreut. Immer merkwürdiger werden die Begebenheiten der Geschichte, die ebensogut als Vorlage für eine neue Stranger-Things-Staffel hätte dienen können. Wahnsinnig schnell und atemlos hetzt die Story voran bis zu einem Ende, das überraschend schnell kommt. Und dann lauert schon die nächste große Überraschung: denn die Geschichte scheint zu Ende, doch das Buch ist es noch lange nicht! Eine erzählerische Vollbremsung, gefolgt von einem waghalsigen U-Turn und dem bis dato größten Überraschungs-Paukenschlag dieser Story.

Doch während ich noch über diese Wendung staune, beschleunigt der Twist nach kurzer Atempause wieder auf Höchstgewschwindigkeit und lässt die Seiten dahinfliegen. Und dann: wieder eine Vollbremsung, wieder ein U-Turn. Wow!

Erst der letzte Akt steuert die Geschichte in die finale Richtung und bringt sie - diesmal in gemächlicherem Reisetempo - zu einem runden Ende, das auf seine Weise wiederum an den Beginn des Buches anknüpft.

Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite extrem gut unterhalten und voll und ganz gefesselt. Doch ich könnte mir vorstellen, dass diese Geschichte, die einer russischen Matrjoschka-Puppe gleicht, nicht nach „jedermanns“ Geschmack sein dürfte. Man sollte schon Geschichten á la Stephen King mögen, um dieses Buch voll und ganz genießen zu können.

Wenn Sie dieses Buch allerdings schon gekauft haben, und sich nach den ersten Kapiteln fragen, was das alles soll, geben Sie dem Buch noch eine Chance und lesen Sie es bis zum Schluss!

FAZIT:
Surreal, stellenweise gar verstörend - geradezu wie aus der Feder Stephen Kings. Ein waschechter Page-Turner voller Wortmagie.