Drei Teile, die zusammengehörten, aber nicht so recht zusammenpassten

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laberlili Avatar

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Aufgrund der Kurzbeschreibung dachte ich, "Das Nachthaus" wäre ein toller Roman, um sich auf die Halloween-Zeit einzustimmen: ich erwartete nach einem ersten Blick ins Buch eine Mischung aus Fantasy, wie von Ransom Riggs verfasst, und solchem Grusel, wie er sich in Oliver Susamis "Vierter Stock Herbsthaus" abspielte oder schlimmer: in Adam Nevills "Apartment 16" - und so wie sich "Das Nachthaus" mit seinen jugendlichen Hauptfiguren anlies, rechnete ich damit, dass der Roman auch eine eher jüngere Leserschaft zur Zielgruppe hätte.

Tatsächlich ist "Das Nachthaus" aber in drei Teile gegliedert und während Teil 1 definitiv einem Jugendbuch entsprach, was ich locker schon einem 12jährigen und sogar einem nervenstärkeren 10jährigen Kind, welches "auch mal was richtig Gruseliges" lesen wollte, überlassen haben würde, war Teil 2 definitiv eher Horrorroman für Erwachsene. Ich habe nun häufiger Stephen-King-Vergleiche vernommen, aber der einzige von dessen Romanen, dem ich in Gänze eine ähnliche Atmosphäre wie "Das Nachthaus" (im eben zweiten Teil) zusprechen würde, ist "Desperation". Der dritte, und letzte, Teil vom "Nachthaus" stellte sich als Psychodrama heraus, wobei ich ab der Mitte des zweiten Teils schon genau mit diesem Twist rechnete: zu auffällig waren da kleinere Unstimmigkeiten und unpassende Details, die eigentlich nur noch diese eine Auflösung zuließen.
Meiner Meinung nach hätte man nach dem Jugendbuch hier einfach einen Cut machen und "Das Nachthaus" ausschließlich als solches veröffentlichen sollen; ich hatte letztlich den Eindruck als habe man zwanghaft eine komplexere, düstere Story mit jugendlichen Protagonisten (á la "Stranger Things") erzählen wollen, während man dann daran scheiterte, die Geschichte fließend sein zu lassen. Mir was "Das Nachthaus" da viel zu sehr in diese drei Teile zerhackt und ich möchte das nichtmal nur "unterteilt" nennen, denn für mich waren das einfach drei wie völlig überhastet von einem absoluten Amateur zusammengezimmerten Teile.

Den ersten Teil fand ich noch spannend; das war an sich eine tolle Gruselgeschichte für eine jüngere Zielgruppe; aber danach hat mich "Das Nachthaus" mit seinen Genre- und sogar Zielgruppenwechseln eher irritiert und der Roman wird mir zwar bestimmt im Gedächtnis bleiben, allerdings wohl nur, weil er in meinen Augen halt das Kunststück hinbekommen hat, aus drei Teilen zu bestehen, die alle so völlig anders sind, obschon es dabei um eine einzige Erzählung geht. Da hat mich "Das Nachthaus" nun leider weitaus mehr in Verwunderung als in Halloween-Laune versetzt.