Eintauchen in eine fast kafkareske Bilderwelt

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brigitta Avatar

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Was passiert:
Richard hat seine Eltern verloren und lebt nun bei seiner Tante und seinem Onkel in Ballantyne. Richard ist als Neuer in der Hackordnung ziemlich weit unten angesiedelt und er tut auch alles dafür um dort zu bleiben.
Tom ist sein einziger Freund, wiewohl es vielleicht nicht unbedingt eine Freundschaft zwischen den beiden Jungs ist, sondern vielmehr eine Zweckgemeinschaft um nicht alleine zu sein.
Nach einem etwas langweiligen und insgesamt erfolglosen Nachmittag am Fluss stiftet Richard Tom zu einem Telefonstreich an. In der örtlichen Telefonzelle sucht er irgendeine Nummer heraus und Tom spricht mit dem Angerufenen.
Augenblicklich aber nimmt der Angerufenen, Imu Jonasson, Rache an Tom und Tom verschwindet auf furchtbare Weise.
Die Polizei von Ballantyne, und auch die Bewohner, verdächtigen natürlich Richard für Toms Verschwinden verantwortlich zu sein.
Als dann auch noch Toms zweiter Freund verschwindet, ist allen klar: Richard ist der Täter.
Richard weiß aber was er gesehen hat und mittlerweile weiß er auch wer Imu Jonasson ist.
Doch niemand glaubt ihm und als seine einzige, wirkliche Freundin in den Rachefeldzug Jonassons einbezogen wird, muss Richard handeln ...


Fazit:
Jo Nesbø kann nicht nur hervorragende Thriller schreiben, sondern er kann auch fantastische und gruselige Geschichten erzählen.
Der Klappentext von "Das Nachthaus" könnte den Eindruck entstehen lassen, es handelt sich um einen Krimi, das ist es aber nicht.
Vielleicht schon ein bißchen, den Richard geht ja auch die Suche nach der Wahrheit, ermittelt in einem Vermisstenfall, der aufklärerische Spannungsbogen eines Krimis ist auf jeden Fall vorhanden, aber trotzdem sind hier eher Grusel und Fantasy die tragenden Elemente.
Die teilweise kafkaresken Bilder wirken düster und bedrohlich, teilweise absurd, doch Richard und seine Freundin schaffen es der Düsternis immer wieder zu entkommen und den Vorkommnisse fast etwas alltägliches zu geben.
Wenn mein Freund von einem Telefonhörer verschlungen werden würde, ich würde wahrscheinlich durchdrehen und wochenlang nicht ansprechbar sein.
Richard nimmt aber das Geschehen an und versucht sofort eine Lösung zu finden. Auch seine Freundin Karen begreift sehr wohl, dass hier etwas sehr absonderliches geschieht, nimmt es aber fast mit der Haltung "Es kommt, wie es kommt".
Die Herangehensweise der Beiden gibt der Geschichte etwas leichtes ohne dass sie die Düsternis verliert.
Diese Gratwanderung hat Jo Nesbø schon sehr gekonnt hinbekommen.
"Das Nachthaus" ist auf jeden Fall ein etwas anderes Buch als man es von Jo Nesbø gewohnt ist, aber wer offen für andere Genres ist findet es nicht unbedingt schlechter als seine Krimis.