Mehr Fantasyroman als Thriller

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Puh, was war das denn?! Nicht nur, dass ich bei dem Klappentext, der mich wirklich neugierig gemacht hat, etwas vollkommen anderes erwartet hatte, das, was bei Jo Nesbøs neuem Roman „Das Nachthaus“ am Ende rumkam, hat mich überhaupt nicht abgeholt.

Jo Nesbø ist für mich ein wahnsinnig toller Geschichtenerzähler. Ich liebe seine Bücher und hatte mich darum auch riesig auf sein neuestes Werk gefreut. Allerdings habe ich mich schon nach den ersten paar Seiten gefragt, worauf diese Story hinauslaufen soll. Erwartet hatte ich so etwas wie einen Krimi. Mit jeder Seite, die ich las, wurde jedoch klar, dass wir vollkommen in eine Fantasy-Albtraumwelt abdriften. Sicherlich ist das Geschmacksache, meiner war es jedoch nicht.

Unabhängig davon: Nesbø erzählt auch dieses Mal auf seine unverkennbare Weise eine gut durchdachte Story. Alles fügt sich nach und nach zusammen, nichts wird zu früh verraten und doch ist alles schlüssig. So baut Nesbø einen soliden Spannungsbogen auf, der sich bis zur letzten Seite durchzieht.

Richard ist ein merkwürdiger Junge. Der Autor zeichnet ihn wunderbar skurril und zugleich glaubwürdig. Zu keiner Zeit habe ich an seiner Authentizität gezweifelt, auch wenn jede Figur im Roman genau das zu tun scheint. Im Endeffekt dreht sich alles um diesen einen Protagonisten. Dennoch sind sämtliche Nebencharaktere gut angelegt und fügen sich wunderbar in die Story ein. Auch die Szenenwechsel inszeniert Nesbø perfekt. Bis zum Schluss war mir nicht klar, worauf die mysteriösen Vorfälle hinauslaufen sollen.

Auch wenn die Fantasy-Story mich nicht gänzlich abgeholt hat, so war die schlussendliche Auflösung des Ganzen wirklich gut konstruiert. Tatsächlich hätte ich mir einfach mehr von dem, was da auf den letzten Seiten passierte, gewünscht. Und eines muss ich Nesbø lassen: Am Ende ergibt alles, was da von Anfang an geschehen ist, einen Sinn!

Fazit: Zwar liest sich der neue Roman von Jo Nesbø gut, ist recht unterhaltsam und wird sicherlich auch seine Fans finden. Hätte ich allerdings gewusst, dass es sich um eine Art Fantasy-(Horror)-Story handelt, hätte ich vermutlich nicht zu diesem Buch gegriffen. Für mich war das leider nicht überzeugend.

David Nathan als Sprecher ist für mich absolute Weltklasse und ich freue mich immer wieder darüber, wenn ich auf ein Hörbuch oder -spiel stoße, das er eingesprochen hat. Seine Stimmklangfarbe ist einzigartig, angenehm und einfach perfekt. Zudem weiß er als erfahrener Sprecher, wann er etwas besonders zu betonen oder wann er Pausen zu setzen hat. Für mich gibt es keinen Besseren!