Das Nest, das aus dem Baum fiel ...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
wortknaeuel Avatar

Von

"Das Nest", so nennen die Geschwister Melody, Jack, Bea und Leo liebevoll den großen Batzen Geld, den sie laut Verfügung ihres Vaters erben sollen, sobald die Jüngste 40 Jahre alt wird. Eine trügerische Metapher für Sicherheit und Familie. Kurz bevor es soweit ist, begeht der Draufgänger Leo nämlich eine Dummheit und "Das Nest" wird, auch Dank der egozentrischen Mutter, für die drei anderen Geschwister unerreichbar. Zu blöd, dass die sich ihr Leben lang darauf verlassen, Schulden gemacht und einen Lebensstil gepflegt hatten, den sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Zeit also, endlich erwachsen zu werden ...

Ich muss gestehen, das wunderschöne Buchcover und die Beschreibung der Story haben große Erwartungen in mir geweckt. Sowohl die Charaktere als auch ihre Geschichte bleiben jedoch ziemlich flach und gehen mir nicht wirklich nah. Das merkte ich insbesondere daran, dass ich in jedem Kapitel aufs neue überlegen musste, wer nochmal die genannten Personen sind, bis es sich mir nach ein paar Seiten aus dem Kontext erschloss – die Namen wollten sich mir einfach nicht einprägen. Die Nebenpersonen hingegen, die beiden Teenager-Töchter von Melody, die (Ex-)Freundin von Leo und ihr Nachbar, sowie die hoffnungsvolle Matilda – diese Personen schloss ich ein wenig ins Herz und verfolgte mit Spannung ihr Schicksal.

Vielleicht liegt es daran, dass die vier Geschwister mit ihrem naiven Glauben an "Das Nest" und ihrem unreifen, verantwortungslosen Verhalten so unsympathisch wirken. Aber auch wenn die Geschichte sehr ruhig und ohne allzu dramatische Wendungen dahin plätschert, empfand ich sie nicht als seicht. Die kleinen Momentaufnahmen aus diesem New Yorker Kaleidoskop ergeben durchaus interessante Muster und das gar nicht klassische Nicht-aber-irgendwie-doch-Happy-End passt gut ins Gesamtbild. Ein Coming-of-Age-Roman Ü-40-Jähriger.