Kampf ums liebe Geld

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steinbeck Avatar

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Ein Familienvater legt für seine Kinder ein Fondsvermögen (= das Nest) an, das sie zum vierzigsten Geburtstag des jüngsten Kindes zu je vier Teilen erhalten sollen. Ungünstigerweise verursacht einer davon einen Verkehrsunfall mit Personenschaden, mit der Folge, dass dieses Vermögen zur Deckung der Forderungen und Behandlungen herangezogen wird. Geplagt durch die Wirtschaftkrise stehen die anderen drei Geschwister vor dem Ruin und alle aktuellen und zukünftigen Pläne, z.T. aufgebaut auf dem Fondsanteil, sind nur noch Schall und Rauch. Soweit zum Inhalt ohne zu spoilern.

Wir haben hier einen typisch amerikanischen, modernen Familienroman vorliegen, der durchaus zu gefallen weiß. Hervorzuheben ist die überraschende Tiefe, da auch Nebenfiguren ganze Kapitel gewidmet sind und sich so ein sehr rundes Bild der ganzen Szenerie ergibt.

Schön herausgearbeitet wurde auch ein Verzicht auf Schwarz-Weiß-Denken, das sich angeboten hätte. Hier der Böse Bruder als Lebemann, dort die drei anderen Geschwister, denen das Erbteil "gestohlen" wird. Nein, es zeichnen sich stattdessen "Grauschattierungen" ab, das, um ehrlich zu sein, wohl eher der Realität entspricht.

Der Spannungsaufbau um die große Frage, ob die drei Geschwister noch zu ihrem Geld kommen ist der rote Faden und lässt nie Langeweile aufkommen. Man will wissen, wie es weitergeht.

Das Buch hat seine großen Stärken in den ersten beiden Dritteln aufgrund der sehr detaillierten Beschreibungen. Im letzten Drittel vermeint man ein Hetzen der Autorin zu verspüren, da sie sehr schnelle Sprünge einbaut und die Geschichte fast "abwürgt". Möglicherweise eine Verlagsvorgabe, um das Buch nicht zu dick werden zu lassen. Daher würde ich auch eine Wertung von 4,5 vergeben und dann mathematisch korrekt aufrunden.

Als Fazit eine starke Leseempfehlung. Freunden von Franzens "Korrekturen" etc. wird es sicher gefallen.