Ambivalent

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Bereits die Lektüre der 35-seitigen Leseprobe von Anne Sterns am 12. 03.2024 vom Verlag Rowohlt Taschenbuch unter der ISBN 978-3-499-01090-3 herausgegebenem, 400 Seiten umfassenden Buch "Das Opernhaus - Rot das Feuer", dem Band 2 der Dresden-Reihe, vermochte rasch mein Interesse zu wecken, vor allem, weil ich schon den Vorläufer "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" gelesen hatte.
Dieser war mMn zwar bedauerlicherweise eindeutig eher ein Liebes- als ein Historischer Roman, enthielt aber dennoch interessante Einblicke in die damals üblichen, stark von Männern dominierten Lebensumstände der Frauen und die Probleme der ärmeren Schichten der Dresdener Bevölkerung um die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Teil 2 beginnt mit dem Zitat
"Heiter soll die Bühne sein,
denn das Leben selbst
ist finster und trübsinnig genug."
aus dem Jahr 1825 von Wilhelm Tieck,
gefolgt von einem "Ein Dorf bei Leipzig, Oktober 1813" betitelten Prolog, in welchem eindrucksvoll beschrieben wird, wie die junge Clementine schwer verletzt als Einzige die Zerstörung ihres Dorfes durch flüchtende Soldaten überlebt, und dem ersten, "Dresden, Mittwoch, 4.April 1849" überschriebenen Kapitel. Wir treffen die mittlerweile als gefeierte Violinistin und angesehene Ehefrau des Komponisten Adam Jacobi lebende Elise wieder. Ihre Erinnerungen an die Romanze mit dem Kulissenmaler Christian, einem aufstrebenden Künstler an der berühmten Semperoper, ermöglichen auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes rasch einen guten Einstieg in die Geschichte. Die im Prolog behandelte Clementine spielt in der Folge leider nur eine Nebenrolle, was ich sehr bedauere. Die angespannte politische Lage wird überwiegend in Gesprächen sowohl fiktiver als auch realer Personen wie beispielsweise dem als Dirigent, Komponist, Schriftsteller und Theaterregisseur berühmt gewordenen Richard Wagner und dem als "Vater des Anarchismus' " in die Historie eingegangenen Arbeiterführer Michail Bakunin dargestellt. Politische und amouröse Leidenschaften bieten eigentlich genug Stoff für einen guten Roman. Das Buch enthält auch durchaus spannende und berührende, aber auch geradezu hanebüchene Szenen wie die um einen auf dem Tisch des ehelichen Haushalts vergessenen verbotenen Liebesbrief.
Ich hoffe, mit dem Folgeband "Das Opernhaus: Samtschwarz die Nacht" kommt alles zu einem guten Ende. Lobende Erwähnung verdient m. E. der von mir oft zu Rate gezogene Stadtplan, hingegen konnten und können mich die zwar Wiedererkennungswert erzeugenden CD-artigen Kugeln auf dem jeweiligen Cover überhaupt nicht begeistern, zumal die Farbe hässlich abblättert.