Neue Welt - Vergangenheit inbegriffen

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biancaneve_66 Avatar

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Der Prolog gibt das traumatische Erlebnis eines kleinen Mädchens preis, das seine Eltern bei der Explosion eines Labors verliert. Das Mädchen muss daraufhin La Palma verlassen und kommt zu ihrem Großvater nach Panama.
Bereits der Prolog ist sehr gefühlvoll geschrieben, der Leser kann förmlich mit dem Kind mitleiden ist wird neugierig darauf, wie die Geschichte weiter gehen könnte.
Im ersten Kapitel ist das kleine Mädchen bereits eine junge Frau und studiert in Boston an der Harvard Business School. Sina Saratoga ist die Erbin des größten Bankenimperiums Südamerikas. Die intelligente Einzelgängerin ist hochsensibel, bei emotionaler Überforderung rebelliert ihr Magen, und so kommt es, dass ein simpler Auslöser plötzlich einen Teil ihres Gedächtnisses löscht. Viel schlimmer ist, dass sie auch die Umstände um den Tod ihrer Eltern vergessen hat, und dieser Umstand ihren Großeltern ganz recht zu sein scheint.
Das 2.Kapitel macht einen Zeitsprung ins 16.Jahrhundert in die junge Universitätsstadt Salamanca. Dort studiert der talentierte Enrique de Alba y Santa Barbara Medizin. Er hat wohl die Gabe seiner Mutter, einer Eingeborenen der Kanarischen Inseln geerbt: Enrique kann sich nicht an sie erinnern, erkennt aber Krankheiten auch ohne große Untersuchungen. Als sich sein Vater zu einem Neuanfang in Amerika entschließt, will Enrique ihn begleiten. Das Kapitel zeigt schön die Denkweisen der damaligen Zeit auf: der überhebliche Professor glaubt an die übergeordnete Stelle der Europäer gegenüber den Eingeborenen der neuen Welt, sieht diese vielmehr als Menschen an. Der junge angehende Mediziner hat eine andere, modernere Sicht: er empfindet die Ureinwohner als Menschen und will ihnen in Zukunft mit seinem Fachwissen helfen.
Der Sprachstil dieser Leseprobe ist sehr ansprechend und angenehm. Verschiedene Sichtweisen sind gut dargelegt, Gefühle anschaulich beschrieben. Auch die Ortsbeschreibungen des Harvard-Geländes sowie die von Salamanca gefallen mir sehr gut.