Mehr erwartet

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lilly_molamola Avatar

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Ich muss gestehen, dass ich mich auf dieses Buch wahnsinnig gefreut habe. Ich selbst habe große Angst vor Perchten (die heutzutage ja leider sehr brutal unterwegs sind) und hätte mich darüber gefreut, mehr über ihren Sinn, ihre Aufgabe und ihre Rituale zu lesen und ihre Bedeutung besser verstehen zu können. Vom Cover war ich von Anfang an begeistert: Die Holzmaske und der Kopf des Mädchens, die über den geflochtenen Zopf miteinander verbunden sind, da erhofft man sich eine spannende Geschichte, eine Geschichte über Riten und Sitten, die von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Und tatsächlich beginnt der Roman ja auch mit einer Rahmenhandlung: Maries Großmutter erzählt ihr die Geschichten von den Masken ihres Großvaters, denen er Leben eingehaucht hat und sich zusammen mit seinen Freunden Geschichten für jede einzelne ausgedacht hat. Im Mittelpunkt dieser Erzählung steht schließlich Frau Percht, die jedes Jahr auf die Erde zurückkehrt, um die Menschen für ihren Glauben zu belohnen oder über sie zu richten. Schließlich findet man sich als LeserIn im Leben der jungen Criste wieder, die nahezu besessen von Frau Percht scheint und ihr eines Nachts, als man ihr im Leben alles genommen hat, heimlich folgt. Ab da kippt für mich leider auch die Erzählung: Die Beschreibungen, wie sie mit den Wesen durch den Wald irrt, ist mir zu langatmig, das Ende viel zu abrupt. Auf Gefühlsregungen der jeweiligen Charaktere wird für meinen Geschmack auch viel zu wenig eingegangen, was schade ist, da der Roman dadurch an Intensität verliert. Auch erschließt sich mir der Sinn der Rahmenhandlung nicht, da Marie und ihre Großmutter völlig untergehen und es irgendwie kein richtiges Ende gibt. Nach der Lektüre spukten in meinem Kopf weit mehr Fragen zum Perchten-Brauchtum herum als davor: Wenn keiner mehr an sie glaubt, wie konnte sich dann deren Tradition bis heute halten? Wie hat sich dieser "Glauben" im Laufe der ZEeit verändert? Der Roman liest sich aufgrund der einfachen Sprache zwar recht flüssig, hat mich persönlich aber eher enttäuscht zurückgelassen. Ein netter Versuch, sich des Perchtenbrauchtums anzunehmen, aber in meinen Augen leider nicht gut gelungen.