Ironischer Blick auf das frühe 20. Jahrhundert
Der Einstieg gefällt mir gut, süffisant geschrieben, sehr ironisch. Vor allem der Grund, warum Frau Perleman-Jacob den Schriftsteller aussucht, der die Geheimnisse ihres Lebens erzählen soll, fasziniert mich. Er schummelt gern und so will sie es wohl erzählt wissen, auch wenn die Gefahr besteht, dass niemand ihm glaubt. Sehr nüchtern und kühl beschreibt sie die Revolution in Russland und die Auswirkungen auf die Intelligenz des Landes. Ich habe von Michael Köhlmeier schon "Zwei Herren am Strand" im Regal und würde mich freuen, auch dieses Werk lesen und rezensieren zu dürfen. Schon jetzt verspricht es außerordentlichen Lesegenuss, wenn auch mit bitterem Beigeschmack. Das Cover ist stimmig, wirkt fast romantisch - wie auch der Titel "Das Philosophenschiff" - nur verbirgt sich dahinter etwas ganz Anderes, Trauriges - die Verbannung der Intelligenz durch den Mob, der durch Russlands Straßen zog, um die zugegeben barbarische Schreckensherrschaft der Zaren zu beenden. Doch was soll daraus werden, wenn nicht alle die Chance erhalten, mitzugestalten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen?