In Zeiten des Entsetzens

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constanze_pachner Avatar

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"Zu ihrem 100. Geburtstag lädt die Architektin Anouk Perlman-Jacob einen Schriftsteller ein und bittet ihn darum, ihr Leben als Roman zu erzählen: Als junges Mädchen wird sie mit ihrer Familie auf einem der sogenannten 'Philosophenschiffe' auf Lenins Befehl ins Exil deportiert." (Klappentext)

Der neue Roman #dasphilosophenschiff von #michaelköhlmeier erzählt in einer unaufgeregten Sprache, die sich in kurze, oft sehr kurze Sätze verliebt zu haben scheint, eine Geschichte, die in sich stimmig, zu gleichen Anteilen opulent rund und schlank behagen ist, mich aber einfach nicht berührend erreichen konnte.
Auf einem unaufgeregt nüchternen Schiff an der Reling thronend zog sie vor meinen Augen von dannen, und machte keine Anstalten mir eine von Weitem winkende Hand ins Sichtfeld zu senden. Mmmh... Was soll ich da final sagen?....
Nach Abspann, nach dem Fallen des Vorhangs blieb ich mit einem blassen Hautschimmer an der Küste trocken gefaltet zurück, und dachte mir, naja, dann zieh doch mal von dannen.

Dennoch blieb mir eine Szene, in der das Wort Trost in seiner lebensnotwendigen Eindringlichkeit seziert wurde, im Gedächtnis haften. Bringt doch Trost durch ein Verschlungensein mit einem anderen Menschen das zäh fließende Blut in den Adern wieder zum Pulsieren.

"In der Zeit des Entsetzens ist Sex nicht nur Lust und Freude, sondern Trost. Fast wie Religion. Mehr als Religion. Dann ist Sex nur noch Trost und gar nicht Lust und gar nicht Freude. Dann begreift man oder kann es begreifen, dass Sex und Religion ein und dasselbe sind, nämlich Trost. Trost, dass es weitergeht. Trost ist mehr als Lust und Freude." (179)

Lieben Dank an @hanserliteratur und an @vorablesen für das #rezensionsexemplar