Mythos oder Geschichte

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rentier Avatar

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Spannend wirkt gleich zu Beginn die Diskrepanz zwischen erfundener Geschichte und überliefertem Mythos.
Der Stil ist perfekt: Satz für Satz führt der Autor mit einer - scheinbaren - Unbedeutsamkeit zum nächsten Event. Erscheinen die einzelnen Ereignisse auch noch so willkürlich so sind sie wichtige Fundamente der nachfolgenden Zeilen. In riesigen und spannenden Sprüngen geht es von Hitzing nach St. Petersburg und fast Hundert Jahre zurück in der Geschichte Russlands. Der Leser erfährt viele Details und vor allem über das Leben von Intelektuellen, Künstler und Künstlerinnen am Ende der Zarenzeit. Die Angst, die sich breit macht, weil immer mehr über Tote und Erschiessungen bekannt wird und dann die Deportationen selbst. Die junge Anouk trifft es ebenfalls, aber sie kommt mit ihren Eltern auf einen Luxusdampfer. Lange ist ihr Schicksal ungewiss. Auf der einen Seite die starre Angst, auf der anderen die erfrischende und unverblümte Art der Vierzehnjährigen, die mit offenen Augen diese schwimmende Welt erkundet und dabei mit direkten Fragen verblüfft und ihr Gegenüber zum Reden bringt - und ihr Gegenüber ist ein Mythos in der Geschichte.
In jedem Fall ein toller Spannungsbogen und eine lesenswerte Lektüre!!