Philosopische Fiktion

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
bücherliebe74 Avatar

Von

Die 100jährige Protagonistin Anouk Perlemann-Jacob lädt anlässlich ihres Geburtstages einen Schriftsteller ein, und beauftragt ihn mit dem Schreiben ihrer Biographie. Sie berichtet in mehreren Sequenzen von ihrer Kindheit im bolschewistischen Russland und ihrer Deportation gemeinsam mit ihren Eltern auf einem Philosophenschiff.
Im Jahre 1922 wurden Intellektuelle auf Lenins Befehl hin auf sogenannten Philosophenschiffen ins Exil geschickt, ohne Wissen über das Ziel der Reise.
Während der Reise kommt es zu einem Zwischenstop auf hoher See. Die 12jährige Anouk geht auf die Suche nach dem Grund und entdeckt auf einem Oberdeck einen weiteren Passagier - Lenin. Und freundet sich mit ihm an.
Der Erzählstil von Anouk Perlemann-Jacob erscheint mir zum Teil sehr sachlich und wenig emotional. Ihr Umgangston mit dem Schriftsteller ist überwiegend kühl, es geht ihr um Weitergabe von Informationen.
Geschichtsinteressierte Leser erfahren viel über das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben im bolschewistischen Russland rund um Lenin und Trotzki.
Mit dem Schreibstil tat ich mich etwas schwer, da fast übergangslos von einer Zeit in die andere gewechselt wird und viele Menschen eine Rolle spielen, deren russische Namen ich mir schlecht merken konnte. Ich hatte mir das Buch außerdem emotionaler und realistischer vorgestellt. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen häufig.
Trotzdem gebe ich eine Leseempfehlung - gerade für Geschichtsinteressierte.
Das Cover ist sehr schön und gut gewählt, sehr passend zum Titel und Inhalt.