Typisch Köhlmeier!

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Michael Köhlmeier versteht es wie kein zweiter in Romanform über historische Themen zu schreiben und diese dann mit fiktionalen Elementen anzureichern, dass einem der Kopf raucht. So auch im vorliegenden Fall oder wie über die Hauptfigur - einen namenlosen österreichischen Autor - gesagt wird: Wenn er die Wahrheit schreibt, glauben alle, dass er lügt und nicht wenn er etwas hinzuerfindet, halten es alle für die Wahrheit.

Im Roman lässt sich der Autor von einer 100-jährigen Star-Architektin ihr Leben erzählen, ausgewählt hat sie ihn wegen obiger Eigenschaft. Einst war sie mit einem sog. „Philosophenschiff“ aus der Sowjetunion nach Deutschland gekommen. Auf diesen deportierte die Bolschewisten russische Intellektuelle, denen keine konkreten Vorwürfe gemacht werden konnten, die aber als unliebsam galten. Von den unerhörten Ereignissen und dem Terror Lenins, Trotzkis und Co. will sie berichten. Doch was verschweigt sie bei ihrer Erzählung, wem kann man trauen?

Zwischen den beiden entwickelt sich ein Kammerspiel, das der Autor gekonnt sehr lesenswert anlegt. Köhlmeiers Stil umfängt einen dabei und lässt einen nur ungern Pausen im Lesen einlegen, wie man es von ihm auch nicht anders gewohnt ist.

Dieser Roman ist als gekonntes Spiel zwischen Historie und Fiktion eine Empfehlung wert.