Wahrheit und Fiktion

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Der vielfach ausgezeichnete Michael Köhlmeier hat einen neuen Roman geschrieben. In „Das Philosophenschiff“ nimmt er uns Leser mit in die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts nach Russland, Frankreich, Deutschland.

Anouk Perlemann-Jacob, eine gefeierte Architektin, feiert ihren 100sten Geburtstag im heutigen Wien. Hierzu lädt sie den Autoren Micha (Michael Köhlmeier?) ein, der sehr überrascht über diese Einladung ist. Von ihm weiß sie, dass er es nicht so genau mit dem Wahrheitsgehalt in seinen bisher veröffentlichten Büchern genommen hat. Das gefällt ihr und so hat sie ihn auserwählt, ihre Lebensgeschichte von ihm schreiben zu lassen.

Die in Russland geborene Anouk erzählt, wie sie als 14jährige die Grauen der Revolution in St. Petersburg erlebte. Eines Tages wurden ihre Eltern und sie aufgefordert innerhalb weniger Stunden ihre nötigsten Habseligkeiten zu packen und auf ein Schiff zu gehen, dass sie außer Landes brachte. Dies war das sogenannte Philosophenschiff.

Da ich bisher nichts über dieses Ereignis in der russischen Geschichte wusste, blätterte ich in Geschichtsbüchern und bei Wikipedia im Internet nach und erfuhr, dass das Philosophenschiff nicht nur ein Schiff war, sondern mehrere, die unliebsame Intellektuelle 1922 außer Landes brachten. Lenin hat das als „langzeitige Säuberung Russlands“ bezeichnet.

Michael Köhlmeier spielt in seinem Roman mit der Wahrheit und der Fiktion; Nebensächlichkeiten und große geschichtliche Ereignisse fließen ineinander über. Bis zum Ende war ich von diesem Buch begeistert und konnte es nicht aus der Hand legen. Es brachte mir historische Geschichte in einer kurzweilig geschriebenen Erzählung näher.