Einfach nur Krimi! (Mit etwas zu knappem Ende.)

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laberlili Avatar

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Der eher eigenbrötlischeren Kriminalbeamtin Franka, Anfang 50, wird zu ihrem leichten Unbill nach dem Tod ihres bisherigen Partners der ambitionierte „Jungpolizist“ Alpay als Partner zugewiesen: was mir an diesem Buch sehr gut gefallen hat, war, dass Franka und Alpay zwar sehr gegensätzliche Figuren sind, hier aber dennoch keine der typischen Hassliebe-Konstellationen mit ständigen Reibungen herbeigeschrieben wurde, sondern sich die Beiden durchaus auf derselben Augenhöhe einfanden. Zudem blieb die Konzentration auch auf der Ermittlungsarbeit; man erfuhr zwar insbesondere von Frankas privaten (zugegeben kaum vorhandenen) Verhältnissen ein wenig und konnte die Art beider Ermittelnden gut einschätzen, aber selbst diese Infos wurden während der Arbeit und nicht nach Feierabend vermittelt.
Da war „Das Profil“ nun definitiv eher ganz ausschließlich und durch und durch Krimi.

Der Erzähler wechselt dabei die Perspektiven: mal begleitet er den Mörder, mal die Ermittlungen an Seite Frankas und mal schaut er dem (mutmaßlich) nächsten Opfer über die Schulter (ohne je aus der „Ich“-Sicht zu berichten). Mir hat das sehr gut gefallen, aber man muss derlei unterschiedliche parallele Erzählstränge und Szenenwechsel schon mögen.
Der Prolog, der den Roman einläutet, wirkt zunächst völlig zusammenhanglos zur sonstigen Geschichte, erschließt sich dann aber plötzlich zum Ende hin – dabei hatte genau dieser Prolog ursprünglich aber auch meine Neugier auf diesen Krimi erst so richtig geweckt, weil ich um dessen tiefere Bedeutung wissen wollte. Ich habe den Roman nun aber nicht nur deswegen durchgelesen, weil ich jenen Zusammenhang wissen wollte, sondern er hätte mich letztlich auch ohne diesen Prolog bei der Stange gehalten, weil ich gespannt war, ob und wann der Täter überführt werden würde bzw. wie viele Opfer es noch gäbe oder wer womöglich überlebte.

Ich habe „Das Profil“ während einer mehrstündigen Zugfahrt gelesen, die sich so sehr kurzweilig gestaltete; was ich allerdings bedauerte, war, dass letztlich Einiges bzgl. des Täters (z.B. den Zweck der hinterlassenen Spuren) doch offen blieb. Von Seiten der Ermittlungsarbeit war es zwar nachvollziehbar, dass dort nicht dessen Innerstes herausgekehrt werden konnte, aber es gab ja durchaus auch einen auf den Täter konzentrierten Erzählstrang, in dem dieser seine Beweggründe aber irgendwie völlig außenvorließ; da hätte ich mir definitiv gewünscht, dass seine Vergangenheit nicht bloß eher fragmentarisch angerissen worden wäre, sondern man mehr Einblick in sein Gefühlsleben erhalten hätte. Da war mir der Täter ein wenig zu sehr wie ein nüchterner Techniker dargestellt und „Das Profil“ blieb mir in dieser Hinsicht zu oberflächlich; diese geringe Tiefe würde ich doch eher allenfalls bei einem Kurzkrimi erwartet haben, aber nicht bei einem Roman in Normallänge.

Generell hoffe ich aber auf noch weitere fallkonzentrierte Franka/Alpay-Krimis aus der Feder Borcks!