Nicht mehr als durchschnittlich

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mikemaximilian Avatar

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Ein kalter, verregneter November in Hamburg. Ein Toter in einem Sandkasten auf einem Spielplatz. Die ermittelnden Polizisten Erdmann und Eloglu. Und bei dem einen Toten bleibt es nicht...

"Das Profil" beginnt mit einem guten Einstieg. Die Relevanz der Szene realisiert man dabei allerdings erst gegen Ende.

Allgemein zeichnet sich das Buch durch einen sehr simplen, schon stellenweise recht plumpen Schreibstil aus. Der Autor versucht diese mit Witzen in Dialogen auszuschmücken, die man den Charakteren aber nur bedingt abkauft. Teilweise wirken die Charaktere auch maßgeblich durch den Schreibstil unauthentisch.

Die Szenerien wechseln innerhalb der Kapitel immer wieder. Gerade, wenn mehrere Handlungen gleichzeitig an verschiedenen Orten passieren, springt man immer wieder hin und her und liest immer nur wenige Sätze in der einen Perspektive. Das kann man als Leser*in als anstrengend einstufen. Die Sprünge sind vom Autor bewusst so gesetzt, dass man als Leser*in die Zusammenhänge vor der Polizei erkennt und sich somit so fühlt als wäre man Teil der Ermittlungen und immer einen Schritt voraus.

Es gibt einen deutlichen Bezug zur Digitalisierung und social media. Während die Idee anfangs gut gewirkt hat und die Kritik des Autors, dass Menschen zu vieles im Internet teilen deutlich durchkommt, wurde die "Verwendung" von social media im Verlauf immer anstrengender zu lesen. So wurden usernamen vielfach hintereinander wiederholt bis sie den Lesenden auf die Nerven gingen. Auch die Selbstinszenierung eines Charakters als Influencerin wirkte sehr unauthentisch, gekünstelt und unangenehm.

Die anderen Charaktere waren auch allesamt leider wenig vielschichtig und nicht sympathisch.

Man versucht, dem Mörder einen psychologischen Hintergrund zu bieten, wodurch man versucht, die Figur dreidimensionaler erscheinen zu lassen. Für mich persönlich hat das nicht besonders gut geklappt. Die Figur wirkte trotzdem recht stumpf und die Auflösung am Ende schien noch plumper und sinnloser als der Schreibstil schon die ganze Zeit war.

Die Spannungskurve im Buch wurde nur durch kleine cliff hanger immer wieder künstlich am Leben erhalten.

Leider wurde das Buch meinen Erwartungen nicht gerecht. Ich hatte mir vor allem einen sehr spannenden Thriller erhofft. Auch wenn er teilweise sehr interessant war, wurde das durch die anderen Kritikpunkte leider wieder vermindert. Nichtsdestotrotz war es angenehm, das Buch zu lesen. Für Thriller-Fans würde ich allerdings andere, spannendere Thriller empfehlen