Ein mörderischer Ort voller Geschichte

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lilly_molamola Avatar

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Bereits der Titel und das Cover haben mich als Thriller-Fan absolut in ihren Bann gezogen. Elin und ihr Freund reisen zur Verlobungsfeier ihres Bruders in ein Luxushotel in den Schweizer Alpen. Einst war "Le Sommet" ein abgeschiedenes Sanatorium für an Tuberkulose erkrankte Patienten. Elin hat zu ihrem Bruder Isaac ein verkorkstes Verhältnis, weil sie ihn für ein Ereignis in ihrer Kindheit verantwortlich macht. Immer wieder gibt es Anspielungen darauf. Als plötzlich Isaacs Verlobte verschwindet und das Hotel dermaßen eingeschneit wird, dass es niemand mehr verlassen kann, nehmen die rätselhaften Vorkommnisse zu.
Gleich vorweg: Ich LIEBE Geschichten, die in alten Gebäuden spielen, deren Bestimmung früher eine ganz Andere war. Auch dass Gegenstände des einstigen Sanatoriums in das Hotel integriert wurden, fand ich sehr spannend, da musste am Ende ja die Bombe platzen. Schade hingegen find ich, dass es offenbar ein neuer Trend zu sein scheint, seinen Thriller in einem abgeschiedenen Haus im Schneesturm anzusiedeln. Das ist mittlerweile der 3. Thriller mit der gleichen Thematik (nach Lucy Foley und Ruth Ware) und ja, man kann sich als Leser dann schon ausmalen, dass der Mörder da dabei sein muss. Sarah Pearse versteht es jedoch (abgesehen von einigen kleinen Mängeln) ihre LeserInnen bei der Stange zu halten - man kann sich nie eindeutig festlegen, wer denn jetzt eigentlich der Antagonist ist. So muss ein Thriller sein!
Die Hauptfigur Elin war mir für einen Polizeidetektiv jedoch zu scheu, zu ängstlich, zu wenig präsent. Auch die Problematik mit ihrem Bruder wird für meinen Geschmack zu schnell aufgelöst: Über 300 Seiten beschuldigt sie in für etwas, mit dem sie zu kämpfen hat und weswegen sie ihr Leben nicht in vollen Zügen genießen kann und dann ist die Sache in einem Absatz geklärt und sie nimmt das einfach hin. Das war meiner Meinung recht unglaubwürdig.
Was das Ende des Thrillers angeht, so war ich jedoch mehr als überrascht. Die Geschichte hat sich rasch und flüssig gelesen und war die meiste Zeit sehr spannend. Ich bin gespannt, was von der Autorin sonst noch kommt.