Gefangen im Schnee

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
miro76 Avatar

Von

Die Autorin schreibt hier nicht lange um den heißen Brei. Wir steigen direkt ein in eine gruselige Szene. Das ehemalige Sanatorium ist ein richtiges Horrorhaus mit seinen Lungenapparaten, Masken und dem Verfall der Jahre. Der Angriff auf den Architekt erfolgt prompt und eröffnet eine Menge fragen.

Jahre später ist das Hotel gebaut und niemand denkt mehr an den verschwunden Mann zu Baubeginn. Elin Warner reist in die Schweizer Berge, um die Verlobung ihres Bruders zu feiern, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Elin hat einige Tragödien im Gepäck, deren Verarbeitung sie hindert, ihrer Arbeit nachzugehen und in ihrer Beziehung den nächsten Schritt zu tun.

Bereits die Anreise gestaltet sich schwierig für sie. Sie kämpft mit Platzangst in der Seilbahn und mit genereller Todesangst bei der Anfahrt auf der Bergstraße, welche die einzige Möglichkeit bietet, dieses spezielle Hotel zu erreichen. Ihr Lebensgefährte Will bemüht sich rührend und doch schafft sie es nicht, sich ihm gänzlich zu öffnen. Zu vieles in ihrer Lebensgeschichte hält sie noch vor ihm geheim, das ihr Handeln durchsetzt.

Als die Morde beginnen, sind sie schnell von der Zivilisation abgeschnitten. Die meisten Gäste konnten noch evakuiert werden, aber der letzte Bus konnte nicht mehr starten, da die Lawine die Straße bereits verschüttet hatte. Das fast leere Hotel wird zu einem Spielplatz für einen Mörder, dessen Motive komplett im Unklaren liegen. Erst scheint es, dass die Morde mit dem Gebäude zusammenhängen, doch gleichzeitig wirkt alles auch sehr persönlich.

Elin wird als Ermittlerin vor Ort eingesetzt, da die Polizei nicht zum Hotel durchdringen kann. Immer wieder trägt sie Teile des Puzzles zusammen, begibt sich dabei aber auch regelmäßig in Gefahr. Manche ihrer Entscheidungen, konnte ich nicht ganz nachvollziehen und die wiederholte Betonung ihrer Unzuverlässlichkeit begann mich immer mehr zu stören. Ständig wurde betont, wie ihre Geschichte sie beeinflusst, oder wie sie einen Gedanken gerade nicht zu fassen bekommt. Ihre Irrtümer waren ganz klar ihrer Vergangenheit geschuldet und das ist der Autorin auch gut gelungen, darauf hätte nicht ständig hingewiesen werden müssen.

Dennoch hat mir die Geschichte gut gefallen. Die düstere Atmosphäre des Hotels hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Ich hatte wirklich absolut keine Ahnung, wer hier Täter ist und bin Elin bei jedem Verdacht gefolgt. Die Aufarbeitung ist schlüssig, die persönliche Geschichte der Ermittlerin ist ebenfalls spannend und bleibt nicht in der Luft hängen. Mich hat Sarah Pearse mit ihrem Thriller überzeugt und hervorragend unterhalten. Einen Stern ziehe ich wegen dieser eigenartigen Hinweise auf Unzuverlässlichkeit ab. Ansonsten war es eine rundherum spannende Reise in die Schweizer Alpen!