Solider Thriller mit kleinen Schwächen

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Wie so oft ist „Das Sanatorium“ mal wieder ein Buch, auf das ich durch US-Bookstagramer aufmerksam wurde. Da habe ich das Buch eine Zeit lang ständig gesehen und wollte es auf Englisch lesen. Als ich mitbekam, dass es eine deutsche Übersetzung geben wird, habe ich mich aber doch entschieden, darauf zu warten. Vorestern wurde das Buch nun veröffentlicht und ich möchte gleich meine Meinung mit euch teilen.

Vorab möchte ich die grandiose Gestaltung loben. Das Cover hat mich auf den ersten Blick angesprochen und strahlt ein unglaublich geheimnisvolles Flair aus. Ich hatte direkt die Assoziation, dass es sich um eine Lost-Place-Thematik handelt und da wurde mein Interesse geweckt. Überrascht hat mich dann der gestaltete Buchschnitt, der einfach grandios ist. Insgesamt ein stimmiges Gesamtbild zwischen der Gestaltung, dem Klappentext und dem Marketing – sehr gelungen.

Wie Cover und Titel vermuten lassen, steht also ein Lost Place im Zentrum der Handlung – ein ehemaliges Sanatorium für Tuberkulosepatienten. „Le Sommet“ stand jahrelang leer und ist zu einer Ruine verkommen, bis es schließlich zu einem Luxushotel umfunktioniert wurde. Auch nach den Umbauarbeiten ist der Charme des ehemaligen Gebäudes noch vorhanden, schnell zeigt sich das besondere Ambiente dieses Ortes.

Elin Warner ist anlässlich der Verlobungsfeier ihres Bruders Isaac in dem Hotel in den Schweizer Bergen. Schon bei der Anreise zeigt sich, dass Elin die Situation nicht gut tut. Sie gerät in Panik wegen Erinnerungen, die sie zu verfolgen scheinen. Von ihrem Dienst ist die Polizistin wegen eines traumatischen Ereignisses vorübergehend freigestellt, doch auch ihre Familiengeschichte beeinflusst noch heute ihr Verhalten. Im Hotel angekommen, verschwindet nach kurzer Zeit Isaacs Freundin. Durch extremes Wetter ist das Hotel von der Außenwelt angeschnitten. Die steigende Panik wird immer präsenter, denn unter den Anwesenden scheint es einen Mörder zu geben, vor dem es kein entkommen gibt. Für Elin ist diese Situation aufgrund ihrer Ängste und Erfahrungen besonders belastend. Trotzdem versucht sie zu ermitteln und Informationen über die Geschichte des Hotels zu sammeln, um herauszufinden, was vor sich geht.

Das Setting im alten Sanatorium und die Abgeschnittenheit verschaffen der Handlung ein besonderes, furchteinflößendes Ambiente. Mir ist immer wieder ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen. Insgesamt hätte ich mir aber mehr unheimliche Gruselmomente gewünscht. Der Plot an sich ist für mich immer wieder ansprechend. Allerdings habe ich schon einige Bücher nach diesem Schema gelesen, was die Ansprüche natürlich hebt. Meine Erwartung, dass „Das Sanatorium“ sich deutlich von ähnlichen Büchern abhebt, wurde leider nicht erfüllt. Das Setting, der Schreibstil und die Charaktere – alles ist gut gelungen, aber mir fehlte das gewisse Etwas. Ein Alleinstellungsmerkmal oder eine besonders geniale Umsetzung dieses Schemas. Für mich stand Elins Schicksal zu sehr im Fokus und das war leider nicht immer spannend. Stellenweise wirkten die Ereignisse platt und konstruiert, da hätte ich mir mehr spannende Wendungen und Schockmomente gewünscht.

Das Ende hat mir gut gefallen, aber auch hier wurde ich nicht vor Spannung vom Hocker gerissen. Meine offenen Fragen wurden zufriedenstellend geklärt und ich war insgesamt zufrieden mit der Auflösung. Für mich ist „Das Sanatorium“ insgesamt ein solider Thriller mit einem außergewöhnlichen Setting. Nur wer öfter Bücher dieses Schemas liest, könnte aufgrund der bekannten Muster enttäuscht sein.