Nur wer an Wunder glaubt, besiegt die Wirklichkeit

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buecherwurm76 Avatar

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Eowyn Ivey (be)schreibt mit ihrem Schneemädchen sehr emotional und feinfühlig die Geschichte von Jack und Mabel im Jahr 1920. Das ungewollt kinderlos gebliebene Ehepaar beginnt ein neues, einfaches Leben an der Zivilisationsgrenze Alaskas. Der harte Überlebenskampf schweißt die beiden noch enger zusammen und als mal wieder der erste Schnee fällt, überkommt Jack eine phantasievolle Idee :"Frau, lass uns in den Garten gehen und ein kleines Schneemädchen machen; dann wird es vielleicht lebendig und wir haben eine kleine Tochter."
Die Autorin schreibt sehr sensibel und einfühlsam in ihrem modernen Märchen, wie aus dem Schneemädchen tatsächlich ein leibhaftiges Mädchen aus Fleisch und Blut wird. Doch wie kann diese kleine 5-Jährige in der Wildnis überleben? Existiert sie vielleicht doch nur in Jacks und Mabels Phantasie?
Im weiteren Verlauf des Buches wird dann aber recht schnell klar, dass das Schneemädchen Faina tatsächlich existiert. Anhand eines alten russischen Märchenbuches, woraus Mabel schon in deren Kindheit vorgelesen wurde, wird die wundervolle Geschichte des Schneemädchens anhand von Bildern geschildert. Doch dieses Märchen hat kein "Happy End". Wird es Mabel gelingen, den Ausgang der Geschichte zu ändern?
Ich möchte hier auch nicht zu viel vom Inhalt verraten, um anderen Lesern nicht den Spaß und die Vorfreude auf dieses Buch zu nehmen!
Dieses Märchen für Erwachsene hat mich zutiefst berührt, ich fand es wunderschön, überwältigend, grandios! Alleine die Idee dieses Buches ist phantastisch und großartig, außergewöhnlich, einfach nur toll! Die Geschichte selber ist sehr lebendig und im lockeren Schreibstil verfaßt, ich konnte mich ohne Probleme mitten in Alaska wiederfinden. Auch die Beschreibungen der Natur waren sehr detailliert und voller Phantasie, ich hatte den Wald mit seinen verschiedenen Bewohnern bildlich vor Augen.
Das Cover hätte besser und aussagekräftiger nicht sein können, das ist mir allerdings erst so richtig klar geworden, nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte!
Als einzigen Kritikpunkt führe ich an, dass mir die Anführungszeichen bei den einzelnen Gesprächen gefehlt haben. Deshalb war ich mir in den ersten Kapiteln auch erstmal nicht sicher, ob die Unterhaltung tatsächlich stattfindet oder ob es sich hier nur um irgendwelche Gedankengänge handelt. Nach kurzer Zeit hatte ich mich dann allerdings an diese Form gewöhnt und es hat mich nicht weiter gestört.
Fazit:
Eine traumhaft schöne Geschichte, die nicht einfach nur wundervoll ist, sondern die - so wie es Märchen ja bekanntlich auch tun - zum Nachdenken anregt!