Aus Süßholz wird Lakritz

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katja-68 Avatar

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Bamberg 1887: Das Süßholzimperium Imhoff ist in Schwierigkeiten. Nur eine Vernunftehe mit einem Bankier könnte das Familienunternehmen noch retten. Doch die freiheitsliebende jüngere Tochter Elise flieht mit ihrem Geliebten nach Paris. Um jeden Preis will sie ihren Traum von einer eigenen Confiserie verwirklichen – auch wenn sie damit das Verhältnis zu ihrer Schwester Amalie schwer belastet.
Die pflichtbewusste Amalie muss sich fortan in der heißen Ödnis Kalabriens um den Anbau von Süßholz kümmern, aus dem Lakritz gefertigt wird – das schwarze Gold. Bis auch sie sich in den falschen Mann verliebt und diese Liebe ihr ganzes bisheriges Leben infrage stellt…

Ausnahmsweise steht hier nicht nur eine einzelne Frau als Protagonistin im Mittelpunkt. Die beiden ungleichen Schwestern agieren abwechselnd, aber innerhalb der Handlung gleichberechtigt, in dieser historischen Geschichte um Süßholz, Lakritz und - natürlich - um die Liebe.
Der Tod der Mutter verändert das Leben der Familie Imhoff komplett.
Elise wagt endlich den Weg in ein selbstbestimmtes Leben, weg von den Plänen des Vaters, dem die Firma das wichtigste zu sein scheint. Zusammen mit ihrer großen Liebe Ferdinand geht sie nach Paris, wo dieser eine Arbeitsstelle beim Turmbau des Hern Eiffel bekommt.
Amalie geht eine Ehe ganz im Sinne des Vaters ein. Vernünftig, pragmatisch und folgsam - aber ohne Liebe. Immer häufiger wallt Eifersucht und Neid auf die kleine Schwester auf und lässt sie Dinge sagen und tun, die sie sich selbst schön reden muss. Sympathisch ist anders...
Während Elise anscheinend Erfolg hat auf dem Weg zur eigenen Confiserie, reist Amalie mit Vater und Ehemann nach Italien um eine Süßholzfarm zu kaufen, da sie selbst in Bamberg nicht mehr genügend anbauen können.
Dort, im heißen Kalabrien, machen die drei die Bekanntschaft mit Marcello - und die kühle und stets beherrschte Amalie verliebt sich Hals über Kopf.
Und dann stehen beide Schwestern alleine da. Amalie in Bamberg, Elise in Paris...

Auch wenn ich persönlich Lakritz überhaupt nicht mag, fand ich die Informationen rund um den Süßholzanbau sehr interessant.
Dass Bamberg eine Hochburg bei Süßholz war (und dort noch immer angebaut wird) war mir komplett neu.
Mir gefiel die Beschreibung der Reise von Bamberg über Venedig und Neapel nach Kalabrien.
Überhaupt Italien...
Man merkt definitiv die Liebe der Autorin zu diesem Sehnsuchtsland vieler Deutscher!
Den Bau des Eiffelturmes in die Geschichte zu integrieren fand ich lustig und die eingestreuten Details zeugen auch hier wieder von einer sehr guter Recherche.
Leider muss ich aber sagen, dass mich die Geschichte nicht ganz so abgeholt hat, wie die bisherigen, wunderbaren Bücher von Tara Haigh.
Vielleicht lag dies an den manchmal etwas zu schnellen Wechseln von einer Schwester zu anderen...
Auch bin ich mit Amalie (zu) lange nicht warm geworden.
Und die Spannung zum Ende hin, die hätte ich mir schon etwas früher gewünscht...
Da ich die Autorin sehr schätze - und ich ihre Bücher unglaublich gerne lese - freue ich mich über jedes weitere, denn ihr bildhafter Schreibstil lässt die Handlungsorte immer vor dem geistigen Auge lebendig werden und nimmt so die Leser(innen) mit auf die Reise!