Meister Tod

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
fino Avatar

Von

Kat Campbell ist Polizistin in dem kleinen Ort Perry Hollow, in dem nie etwas passiert. Umso überraschter ist sie, als ihr der Besitzer des Blumenladens einen Diebstahl meldet. Sein Lieferwagen ist verschwunden. Diese Tat gerät jedoch schnell in den Hintergrund, denn in einem selbst gezimmerten Sarg am Straßenrand wird die Leiche von George Winnick entdeckt. Zwei Pennys liegen auf seinen Augen, eine Wunde erstreckt sich über die linke Seite seines Halses, und sein Mund ist zugenäht worden. Die örtliche Polizei ist mit dem Fall überfordert, weshalb Nick Donnelly und sein Team von der Landespolizei vor Ort kommen. Sie vermuten, dass es sich um den „Betsy-Ross-Killer“ handelt, und nehmen die Ermittlungen auf. Mit in den Fall gezogen wird auch Henry Goll, der ein zurückgezogener Einzelgänger ist und für die Perry Hollow Gazette die Nachrufe schreibt. Immer wieder landen falsche Todesanzeigen auf seinem Tisch. Zunächst hält er auch das Fax mit der Meldung, dass George Winnick gestorben ist, für falsch, wird aber schnell eines Besseren belehrt – vor allem als er bemerkt, dass er die Mitteilung vor der Ermordung erhalten hat…

Es handelt sich bei dem Buch um einen typischen Thriller, wie es ihn schon hundertfach gibt. Trotzdem hat es mir gut gefallen. Anfangs war ich zwar ein bisschen skeptisch, weil es als „von Blut nur so triefendes Debüt“ angekündigt worden war und ich Bücher, in denen es nur um Blut und Gewalt geht, nicht so gerne lese. In der Tat beginnt das Buch mit der detaillierten Schilderung des ersten Mordes. Doch die weitere Geschichte besteht nicht nur aus bluttriefendem Gemetzel, sondern überwiegend aus der Beschreibung der Ermittlungen. Manche Szenen sind zwar nichts für zartbesaitete Seelen, doch die halten sich zum Glück in Grenzen.

 

Die Geschichte hat mich sofort gefesselt, und es fiel mir überhaupt nicht schwer, ins Buch zu kommen. Von Anfang an wurde Spannung aufgebaut, die auch im Lauf des Lesens nicht nachgelassen hat. Immer wieder gab es Wendungen, und es standen andere Personen als Hauptverdächtigte im Mittelpunkt. Mehrmals war der Fall scheinbar schon geklärt, als wieder etwas passierte. Auch deshalb habe ich das Buch fast in einem Stück gelesen. Ich muss allerdings sagen, dass ich als häufiger Thriller-Leser bereits in der Hälfte des Buches einen starken Verdacht hatte, wer der Täter sein könnte. Und im Showdown zeigte sich, dass ich damit richtig lag. Trotzdem fand ich den Verlauf noch spannend und warte gespannt darauf, ob ich mit meiner Idee Recht hatte.

 

Todd Ritter schreibt knapp und präzise und in hauptsächlich kurzen Kapiteln. Gut gefallen hat mir, dass der Thriller aus der Sicht von drei Personen erzählt ist: Kat, Nick und Henry. Hierdurch änderte sich immer wieder der Blickwinkel. Diese Personen sind sehr lebendig beschrieben, auch ihr privates Umfeld. Alle haben ihre eigenen Probleme – so ist Kat zum Beispiel alleinerziehende Mutter – bzw. eine schlimme Vergangenheit. Auch hierdurch wurde mein Interesse geweckt, denn ich war vor allem gespannt darauf, weshalb sich Henry vor fünf Jahren so verändert hat und woher seine Narben stammen.

 

Das Cover passt gut zu dem Buch und spricht Thriller-Fans auf den ersten Blick an, während andere Leser nicht danach greifen werden. Der deutsche Titel hat mit dem Inhalt zu tun und ist ein Hinweis auf die zugenähten Lippen der Opfer. Passend ist allerdings auch der englische Titel „Death Notice“.

 

Mein Fazit lautet, dass es sich bei dem Thriller nicht um etwas wirklich Neues handelt, er aber trotzdem lesenswert ist. Ich kann mir gut vorstellen, auch einen Nachfolgeband zu lesen.