...vor Blut nur so triefendes Debüt

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theresia626 Avatar

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Zeitraum der Handlung: März bis Oktober

Perry Hollow, eine im südöstlichen Pennsylvania nach Mr. Irwin Perry, der ein Sägewerk errichtet hatte, benannte Kleinstadt, war noch nie der Ort irgendwelcher Verbrechen. Es ist Anfang März und der Tag beginnt für Kat Campbell, Chief der Stadt, mit dem Diebstahl des Lieferwagens von Jasper Fox, der auch noch im Handschuhfach eine geladene Pistole aufbewahrt hatte. Dann entdeckt ungefähr zur gleichen Zeit ein LKW-Fahrer einen Sarg an der Old Mill Road. Darin erkennt Kat einen Bewohner der Stadt, Georg Winnick. „Der Leichnam war in den Sarg gestopft worden wie eine Puppe in einen Schuhkarton.“

 

Henry Goll verfasst für die Perry Hollow Gazette Todesanzeigen. Seine Informationen über die Toten der Stadt erhält er von dem einzigen ansässigen Bestattungsunternehmen McNeil. Als bei ihm an diesem Morgen ein Fax eingeht, das den genauen Todeszeitpunkt von Georg Winnick ankündigt, will er dessen Richtigkeit überprüfen. Jedoch stammt die Information nicht von den McNeils. Das Fax wurde abgeschickt, bevor Georg Winnicks Leiche gefunden wurde.

 

Zur Aufklärung des Verbrechens wird die Landespolizei hinzugezogen. Nick Donnelly und sein Team übernehmen.

 

Fazit: Der Einstieg des Thrillers erinnert sehr an „Leopard“ von Jo Nesbo. Auch hier war der Prolog ähnlich angelegt, jedoch sind beide Bücher dann Welten voneinander entfernt. Todd Ritter ergießt sich in brutalen Einzelheiten und mit einer an die Schmerzgrenze reichenden Detailverliebtheit. „...vor Blut nur so triefendes Debüt“ darauf sollte man sich gefasst machen, will man bis zum Ende lesen. Ich bin ein eingefleischter Krimi- und Thrillerfan, doch wenn ich u.a. lese „Zuerst fische ich mir die Drosselvene raus“ ....“und machte sich mit dem Haken im Hals zu schaffen“.... „Als (der Täter) das gesuchte Gefäß am Haken hatte, setzten die Zuckungen kurz aus“ (von den anderen, bis in die kleinsten Einzelheiten geschilderten Grausamkeiten mal ganz abgesehen), bin ich doch dankbar, dass sich mir der Magen nicht umgedreht hat. Hier hat der Autor sehr überzogen. Ich habe mich auch noch nie damit beschäftigt, wie es in Bestattungsunternehmen so vor sich geht und möchte in einem Thriller darüber keine Lehrstunde. Das Einbalsamieren von Leichen wird sehr ausführlich beschrieben. Das hat meine Freude am Lesen sehr geschmälert. Auch ansonsten bietet der Roman nichts Neues und erinnert in weiten Teilen an diverse Serien im Fernsehen. Hinzu kommt, dass der Autor selbst auf den ersten Seiten den Täterkreis enorm einschränkt, da er m. M. nach Henry Goll falsch ins Spiel bringt. „Er war das Phantom der Redaktion, der seltsame Kauz“ … „schlich wie ein Gespenst über die Hintertreppe“, ...seit fünf Jahren lebte er zurückgezogen“. Wenn er die Todesnachrichten per Fax erhält, dann kann der Mörder nur ein Bewohner von Perry Hollow sein, denn Serientäter aus anderen Bundesstaaten werden ihn wohl kaum kennen. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich zügig lesen. Auch sind die Hauptpersonen Kat, Nick und Henry gut ausgearbeitet mit interessanten eigenen Problemen. Kat hat ein behindertes Kind, Nick sucht den Mörder seiner Schwester und Henry, auf seinem Gewissen lastet ein schwerer Unfall. Das Ende ist dann an den Haaren herbeigezogen und lässt den Leser mit der Frage zurück, kann ein menschliches Wesen solche Tortouren überleben? Wohl eher nicht. Alles in allem ist der Thriller brutal, vorhersehbar und mit leichten Hängern. Hier werden die Seiten nur gefüllt. Auch braucht der Leser keinerlei Phantasie, er bekommt hier alles wie Häppchen Wort für Wort serviert. Von einem Bestseller – laut Aufdruck auf dem Cover – weit entfernt und ein weiteres Werk möchte ich nicht lesen, denn eine Fortsetzung würde nur noch mehr Brutalität nach sich ziehen.