Rund um die Wende - Krimi und Zeitgeschichte

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barbara62 Avatar

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Literarisch anspruchsvolle Krimis wecken bei mir grundsätzlich Aufmerksamkeit und hier haben mich Sprache und Setting sofort angesprochen: der Vorspann zur DDR-Zeit und die Haupthandlung kurz nach der Wende. Besonders gut gefallen hat mir die Figurenzeichnung, mit der ich sofort klare Bilder der Personen vor Augen hatte, Haupt- wie Nebencharaktere. Über die beiden Toten erfährt man in der Leseprobe noch wenig, wobei die Frage, warum die Leiche von 1980 von staatlicher Seite vertuscht wurde, besonders spannend erscheint. Neugierig macht aber auch Groths Vergangenheit: Warum galt der Polizeihauptkommissar in Hamburg als Belastung? Was geschah mit seiner Tochter? Sein Job als Aufbauhelfer Ost, der die ehemaligen DDR-Volkspolizisten auf BRD-Niveau heben sollte, erscheint mit heutigem Wissen zweifelhaft: einerseits sicher gut gemeint, andererseits durch die erlittenen Demütigungen mit schwerwiegenden Nachwirkungen bis heute und ein Grund für den grassierenden Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern.
Gerne würde ich diesen mecklenburgischen Krimi lesen - nicht nur wegen der Krimihandlung, sondern auch als ein Stück Zeitgeschichte.