Blutwissen

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wal.li Avatar

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Im Jahr 1991 ist der Polizist Arno Groth aus Hamburg in seine Geburtsstadt in der ehemaligen DDR gezogen, um dort eine Stelle anzutreten. Eigentlich wäre er als Aufbauhelfer zu verstehen, doch wegen eines Falles, in dem er falsche Schlüsse gezogen, ist sein Einsatz wohl eher endgültig. Eines Tages kommt ein Anwohner an Groths offenes Bürofenster und behauptet, er fühle sich verfolgt. Da der Mann etwas heruntergekommen aussieht, tut der Beamte die Sache ab. Doch nur wenig später wird der Mann tot im See gefunden. Wegen der Alkoholisierung wird die Sache als Unfall betrachtet. Jedoch hat Groth ein ungutes Gefühl.

So wie er sich damals im Westen zurechtfinden musste, muss sich Arno Groth nun auch im Osten zurechtfinden. Er kennt die alten Plätze noch, aber Menschen, die er von früher kennt, trifft er nur wenige. Wegen seiner Unachtsamkeit gegenüber der Anzeige des späteren Opfers, hat Groth ein schlechtes Gewissen. Unabhängig davon kann Groth wegen des engen zeitlichen Zusammenhangs nicht an einen Zufall glauben. Als es dann auch noch hinweise auf einen alten Mordfall gibt, ist Groth umso mehr überzeugt, dass es hier noch mehr zu ermitteln gibt. Seine Kollegen, die nicht unbedingt begeistert sind über die westliche Aufbauhilfe, unterstützen Groth nur wenig.

Dieser ungewöhnliche Kriminalroman greift einen alten Fall auf, der eigentlich als abgeschlossen galt. Ausgehend von dem vermeintlichen Unfall im Jahr 1991 führen die Spuren zurück in die 1980er Jahre der DDR. Als Leser nimmt man Teil an einer Ermittlung, bei der sich ein beinahe Wessi und ein Ossi zusammenraufen, um an die Wahrheit zu kommen. Gleichzeitig begleitet man Arno Groth auf seinem Weg zurück in die alte Heimat, wie er sich erst fremd fühlt, dann nach und nach ankommt. Immer mehr durchschaut er die Vorgehensweisen damals in der DDR und eben auch kurz nach der Wende. Dabei muss er durchaus feststellen, dass es Intrigen auch im Westen geben kann. Gebannt verfolgt man die Suche nach der Wahrheit, bei der er unerwartete Hilfe erhält, immer unsicher, ob es nicht immer noch Personen gibt, die verhindern wollen, dass eben jene Wahrheit ans Licht kommt. Ein toller atmosphärischer Kriminalroman, der aus seiner ruhigen Erzählweise eine bemerkenswerte Spannung generiert. Diesen Roman kann man kaum aus der Hand legen, wenn man einmal mit der Lektüre begonnen hat.

Das Cover ist etwas abstrakt gestaltet. Durch die Farbgebung ist es sehr auffällig und sollte verlocken, das Buch zur Hand zu nehmen.

4,5 Sterne