Eine Mauer des Schweigens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
magnolia-sieben Avatar

Von

Susanne Tägder hat sich für ihren ersten Kriminalroman von einem wahren Fall inspirieren lassen. Neben der fein austarierten Geschichte spielt auch das Politische durchaus eine Rolle.

Arno Groth, der einst in den Westen ging, wird Anfang der Neunziger Jahre als Aufbauhelfer Ost in seine ehemalige Heimat geschickt. Dort begegnet er dem Bootsverleiher Siegmar Eck, dessen Leiche kurz danach im nahegelegenen See gefunden wird. Groths Kollegen gehen von einem Unfall aus, er jedoch gräbt tiefer, er sieht einen Zusammenhang zu einem früheren Mordfall, der nie aufgeklärt wurde.

Groth ist ein Kommissar, dem man gerne folgt. Er ist ein Typ, hat Ecken und Kanten, lässt sich nicht verbiegen. Er weiß, dass er richtig liegt und doch stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Eck wurde damals beschuldigt, ein Mädchen ermordet zu haben, wurde aber nie verurteilt. Groth steht ziemlich alleine da, seine Ost-Kollegen sehen ihn und seine Aufgabe, sie an die westliche Arbeitsweise heranzuführen, grundsätzlich eher kritisch. In Gerstacker findet er dann doch einen Kollegen, auf den er sich verlassen kann.

Es ist nicht nur ein Kriminalfall, der gelöst werden will, es ist auch eine Ost-West-Geschichte, ein Zusammenfinden. Es ist ein eher leiser Krimi, der die Charaktere gut beschreibt. Dieser ungelöste Fall zu DDR-Zeiten lässt Groth nicht los und auch wenn es dauern mag, er lässt nicht locker.

Das Hörbuch, das mir Oliver Dupont mit seiner ausdrucksstarken Stimme vorgetragen hat, war für mich die perfekte Art, in diese Geschichte, in diesen Landstrich kurz nach der Wende direkt einzutauchen. Er hat die Stimmung dieser Zeit gekonnt eingefangen.

Der eher ruhige Krimi bedarf keiner actionreicher Szenen, die Aufklärung schreitet voran, die einzelnen Sequenzen verbinden sich letztendlich miteinander. Ein vielschichtiger Krimi, der auch die Stimmung um die Wende gut einfängt.