Vergleichbar mit guten skandinavischen Krimis

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rflieder Avatar

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Susanne Tägders erster Kriminalroman spielt in der Zeit nach der Wende in der Provinz in der Nähe Rostocks. Der Fall bzw. die Fälle kommen zunächst eher unspektakulär daher. Ein Toter, der möglicherweise verunglückt ist und ein 11 Jahre zurückliegender Mord hängen irgendwie zusammen.
Tägder verzichtet (anders als z.B. Fitzek) auf weitere Leichen und Grausamkeiten (abgesehen von der Polizeiarbeit in der DDR), was den Krimi viel authentischer macht. Dagegen beschreibt sie sehr einfühlsam und liebevoll die handelnden Personen: Kommissar Groth, der aus Hamburg zurück in seine Heimat versetzt wird. Den Vorgesetzten, der ebenfalls aus dem Westen kommt und weniger an die Wahrheitsfindung als an seine Karriere denkt. Die Kollegen und Mitarbeiter*innen, denen es schwer fällt, sich an die neue Zeit zu gewöhnen, die aber trotz ihrer Stasi-Vergangenheit solide Polizeiarbeit leisten. Regine Schadow, deren Bezug zu den Toten lange unklar bleibt. Die Lehrerin, die mit viel Engagement ihre Arbeit fortsetzt. Der Fotograf, der um seinen Job fürchtet. Die für die Menschen schwierige Situation nach der Wiedervereinigung wird sachlich und nüchtern beschrieben.

Indem die tatsächlichen Vorfälle scheibchenweise aufgeschlüsselt werden, steigt die Spannung immer mehr. Erst spät werden die Zusammenhänge deutlich. Das Ende ist so offen gehalten, dass mit einem Folgeband gerechnet werden kann. Den ich ganz sicher lesen werde, da mich das Buch inhaltlich und sprachlich fasziniert hat. Es hält einem Vergleich mit bekannten skandinavischen Krimis jederzeit stand.