Zerstörte Leben

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martinchen Avatar

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Anfang der 90er Jahre wird Hauptkommissar Groth aus Hamburg zurück in seine Heimatstadt Wechtershagen in Mecklenburg geschickt. Sein erster Fall ist der Bootsverleiher, der aus dem See gezogen wird. Selbstmord? Groth glaubt nicht daran und ermittelt gegen alle Widerstände.

Susanne Tägders Debütroman wurde von einem realen Fall inspiriert. Das auffällige Cover und die Inhaltsangabe haben mich neugierig gemacht.

Es ist ein düsterer Krimi, den die Autorin vorlegt. Sie beschreibt die Atmosphäre Anfang der 90er sehr genau. Alles wirkt irgendwie hoffnungslos: das Kommissariat, Groths noch nicht renovierte Wohnung, die Gaststätte am See. Alle Charaktere haben eine Vergangenheit, die sie nicht loslässt und sich auf die Gegenwart auswirkt. Sie stehen in Zusammenhang mit dem Tod des Bootsverleihers Eck, der zehn Jahre zuvor wegen Mordes an der jungen Jutta Timm angeklagt wurde, aber freigesprochen wurde. Da ist Juttas Schwester Regina, die keine Ruhe findet, da ist Groths Kollege Gerstacker, der von dem Fall abgezogen wurde und einige Geheimnisse hütet. Da ist der Lokalreporter Hennemann, der mehr von Regina weiß als ihr lieb ist. Und natürlich Hauptkommissar Groth, der sich auf seine Intuition verlässt, was zu seiner Versetzung geführt hat. Trotz seiner Verletzungen ist er empathisch und bleibt es auch.
Die ostdeutschen Kollegen beäugen Groth misstrauisch und lassen ihn außen vor. Sein Kollege Gerstacker erkennt dann jedoch, dass es Groth darum geht, herauszufinden, was geschehen ist. Sie ergänzen sich auf eine gute Weise, insbesondere als ihr Vorgesetzter den Fall zu den Akten legen will.
Jeder einzelne ist gut und authentisch beschrieben. Die Schicksalsschläge der Charaktere und ihre Folgen sind nachvollziehbar, insbesondere, je mehr über sie erzählt wird.


Fazit: ein ruhiger, melancholischer, sehr eindringlicher Kriminalroman