Beate Maly: Das Sündenbuch – Wo bleibt die Sünde?

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Nachdem ich den Roman beendet hatte, habe ich mich gefragt, wo der Titel herkommen mag. Mit Sünde hat das Buch, beziehungsweise die Bücher, um die sich die Geschichte dreht, in meinen Augen nichts zu tun. Das Thema ist durchaus vielversprechend, die Umsetzung habe ich als enttäuschend empfunden. Der Gelehrte Marek gerät in den Besitz eines verschlüsselten Buchs und eines Amuletts aus der sogennaten Neuen Welt. Die Kirche vermutet darin ketzerische Schriften und schreckt bei dem Versuch die Sachen an sich zu bringen auch vor Mord nicht zurück. Vor seinem Tod hat Marek seiner Tochter Jana Buch und Amulett zugeschickt. Gemeinsam mit dem Arzt Conrad Pfeiffer macht sie sich auf, das Geheimnis der Schriften aufzuklären. Dabei werden sie auch von Janas Verlobtem Tomek und dessen Freund, dem Jesuitenpater Jendrik, verfolgt. Das klingt nach einer dramatischen, spannenden Verfolgung, Beate Maly macht daraus eine langweile Reise, auf der ab und an auch mal ein wenig passiert, vermutlich damit der Leser das Buch nicht gelangweilt aus der Hand legt. Obwohl die Verfolger Jana und Conrad Pfeiffer teilweise nur um einen Tag verpassen, muss der Leser nie wirklich fürchten, dass die beiden eingeholt werden.

Die Handlung erscheint sehr konstruiert, eingestreute historische Anmerkungen wirken gewollt, um dem ganzen einen historischen Anstrich zu geben. Die Geschichte spielt kurz vor Ausbruch des 30 jährigen Kriegs, Janas Verlobter Tomek ist an dem berühmten Prager Fenstersturz beteiligt, und was macht die Autorin daraus? Nichts! Ein wichtiges Thema dieser Zeit ist der Zwist zwischen Katholiken und Protestanten, sowie die Tatsache, dass die Kirche massiv wissenschaftliche Fortschritte bekämpft. Das kommt im Roman zwar zur Sprache, nicht zuletzt wegen der geheimnisvollen Schriften, die titelgebend sind, geht aber neben alltäglichen Belanglosigkeiten unter. Die Figuren bleiben blass und haben bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch die Liebesgeschichte ist zu vorhersehbar, um Spannung zu erzeugen. Insgesamt war der Roman für mich eine Enttäuschung.