Das Sündenbuch

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klusi Avatar

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Jana lebt in Prag, beim Bruder ihres Vaters. Sie arbeitet in der Apotheke des Onkels, wo sie, was für eine Frau damals eher ungewöhnlich, eine Lehre gemacht hat. Es ist bereits beschlossene Sache, dass sie ihren Cousin Tomek heiraten wird, der sich so gar nicht für das Apothekerhandwerk interessiert. Durch diese Verbindung soll das Geschäft in der Familie bleiben. Nur sie selbst kann sich gar nicht mit dem Gedanken anfreunden.
Eines Tages erhält Jana ein Päckchen von ihrem Vater Marek aus Heidelberg, in dem er ihr ein altes Buch anvertraut, welches in einer verschlüsselten Schrift verfasst ist. Der leidenschaftliche Gelehrte hat herausgefunden, dass es sich um einen Teil des Reisetagebuches eines Jesuitenmönchs handelt. Zugleich bringt der Postreiter aber auch die Nachricht von Mareks Tod. Jana ist verzweifelt, und sie befürchtet, dass es einen Zusammenhang zwischen dem geheimnisvollen Buch und dem plötzlichem Ableben ihres Vaters gibt. Sie wendet sich an den Arzt und Wissenschaftler Conrad Pfeiffer, der im Haus der Apotheke eine Kammer gemietet hat. Conrad ist fasziniert von der alten Schrift und möchte unbedingt das Geheimnis des rätselhaften Buches ergründen. Zusammen mit Jana macht er sich auf eine lange und gefahrvolle Reise in Richtung Süden, um die fehlenden Teile des Tagebuches zu suchen, die angeblich in zwei Klöstern in Frankreich aufbewahrt werden.

Der Roman liest sich von Anfang an recht flüssig, und um das geheimnisvolle Buch baut sich sehr schnell eine spannende Handlung auf. Was die geheime Schrift betrifft, fand ich die Ereignisse, die sich darum ranken, recht kurzweilig zu lesen, wenn mich auch letztendlich die Auflösung des Geheimnisses etwas enttäuscht hat.
Gut gefällt mir, dass im Verlauf der Handlung einige wichtige historische Ereignisse der damaligen Zeit erwähnt werden, so dass der Roman nicht nur einen reinen Unterhaltungswert hat, sondern man sich ganz nebenbei noch seine Geschichtskenntnisse wieder in Erinnerung rufen kann. So findet beispielsweise gerade der Prager Fenstersturz statt, kurz bevor Jana und Conrad zu ihrer Reise aufbrechen. Unterwegs machen sie auch in Augsburg Halt, lernen die Fuggerei kennen und erfahren einiges über den Ursprung und die Hintergründe dieser Siedlung. Solche Eindrücke lassen eine fiktive Geschichte immer sehr authentisch und lebendig erscheinen.
Mit den Protagonisten bin ich nicht so leicht warm geworden, denn viele ihrer Handlungen und Gedankengänge konnte ich für meinen Teil nicht so gut nachvollziehen. Auf ihrer Reise und bei ihrer Suche nach den fehlenden Teilen des Reisetagebuches verhalten sich Jana und Conrad nicht immer so ganz gesetzeskonform. Auch ihre Beziehung zueinander ist lange Zeit sehr stark von Spannungen und Launen geprägt, so dass es für mich eine ziemliche Überraschung war, wie sich ihr Verhältnis im Lauf der Reise verändert hat.
Nicht besonders gut kommt die katholische Kirche in der Geschichte weg, denn auch wenn es sicher schon immer schwarze Schafe in den Klöstern gegeben hat, so gewinnt man hier fast den Eindruck, als wäre das die Norm. Hier war mir die Schwarz-Weiß-Malerei zu extrem, denn man begegnet kaum einem „normalen“ Mönch. Dies ist mir stark aufgefallen, obwohl ich ja selbst vielen Ereignissen der Kirchengeschichte eher kritisch gegenüberstehe.
Das Ende der Geschichte wirkte irgendwie abgehackt und unfertig, als würde noch etwas nachkommen. Aber soviel ich weiß, ist es ein einzelner Roman und nicht als Beginn eines Mehrteilers gedacht.
Insgesamt kann ich sagen, das Buch hat mich gut unterhalten und war, bis auf wenige Längen, fast durchgehend spannend zu lesen. Nur eben die bereits erwähnten Punkte konnten mich nicht so recht überzeugen.