Das Sündenbuch

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merlin78 Avatar

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Heidelberg, 1618. In einer Gaststätte erhält der Wissenschaftler Marek unerwartet einen wertvollen Schatz. Ein geheimnisvolles Buch und ein kleines Medaillon. Doch was Marek noch nicht ahnt, jeder, der das Buch liest, ist dem Tod geweiht. Marek fertigt sich Kopien des Buches an und sendet das Original zu seiner Tochter Jana nach Prag. Kurz darauf wird auch Marek tot aufgefunden, die Kopien entwendet, doch von dem Buch fehlt jede Spur.

Jana ist unglücklich, dabei hat sie einen sehr guten Stand in Prag. Als Apothekerin ist sie die Hoffnung für die Familie, die sie schnellstmöglich mit Tomek verheiraten möchte, damit ihnen keiner die Lebensgrundlage wegnehmen kann. Doch Jana mag Tomek nicht, sie will den Sohn ihrer Tante Radomila nicht heiraten. Eines Tages erhält die Apotheke Besuch von dem Arzt Conrad Pfeiffer, der die Dachkammer des Hauses gemietet hat. Zunächst ist Jana auch von Pfeiffer wenig begeistert, doch als sie ein Päckchen aus Heidelberg erhält, sieht sie in Pfeiffer den einzigen Menschen, der bereit sein würde, ihr beim Lösen des Geheimnisses zu helfen.

Conrad Pfeiffer hat unterdessen ganz andere Sorgen. Kurz nachdem er in Prag eingetroffen ist besucht er das Clementinum, das Jesuitenkloster. In den Archiven der Bibliothek hat der Abt ketzerische Werke gelagert, die das Kloster vor große Rätsel stellt. Es ist in einer Schrift verfasst, die keiner versteht. Doch nun soll Pfeiffer die Schrift enträtseln und den Katholiken ihren Frieden wiedergeben. Allerdings ahnen die Mönche nicht, dass Pfeiffer diese Dokumente besser kennt, als jeder andere. Hat er sie doch angefertigt und mit einem Freund für ein wenig Geld verkauft. Pfeiffer muss die Zeichnungen schnell an sich bringen und anschließend Prag für immer verlassen.

Sowohl Buch, wie auch die ketzerischen Dokumente, sind für die katholische Kirche von hohem Wert, die sie unbedingt zurück erhalten möchte. Damit ihnen dabei kein Fehler passiert, wird ein Mönch der geheimen Brüderschaft des Vatikans ausgesandt, um die Verfolgung von Jana und Pfeiffer sicherzustellen. Außerdem gibt sich auch Tomek nicht so einfach mit dem Verlust seiner Verlobten zufrieden, denn die Zukunft der Apotheke und somit auch der Wohlstand der Familie stehen auf dem Spiel. Gemeinsam mit seinem besten Freund Jendrik macht er sich auf die Suche nach Jana und dem Arzt.

Ein spannender, historischer Krimi, der durch ganz Europa führt und den Leser bestens unterhält. Gleich zu Beginn erfährt der Leser schon wichtige Details, die ihn vermuten lassen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Und damit wird er auch nicht enttäuscht, denn durch eine lebendige und bildliche Sprache ist er mitten im Geschehen und nimmt an der Reise von Jana und Dr. Pfeiffer hautnah teil.

In Jana und auch Pfeiffer hat Beate Maly zwei überzeugende und sympathische Hauptprotagonisten gefunden, die mit hitzigen Diskussionen, aber auch dem nötigen Zusammenhalt für ein passendes Team sorgen und damit den Gegnern häufig einen Schritt voraus eilen. Dennoch geraten die Beiden während der Jagd durch Europa oft an ihre körperlichen und auch emotionalen Grenzen. Diese werden realistisch beschrieben und bringen dadurch noch mehr Persönlichkeit der Charaktere zum Ausdruck. Neben Jana und Pfeiffer gibt es noch weitere bedeutende Protagonisten, die in der Handlung nicht zu kurz kommen. Auch deren Gedankengänge werden deutlich beschrieben und lassen den Leser hoffen und bangen.

In diesem Werk gibt es nicht einfach nur Gut und Böse. Denn auch wer zunächst aus schlechteren Motiven agiert, wird sich im Laufe der Erzählung zu einer festen Größe entwickeln. Die Inhalte des Buches haben für die katholische Kirche böse Folgen und somit wird auch diese Sorge bezüglich einer Veröffentlichung der verschlüsselten Nachricht verdeutlicht. Im Jahr 1618 sind die medizinischen Weisheiten noch nicht verbreitet. Einen Menschen zu Ader lassen, gilt als Allheilmittel. In Pfeiffer wird ein Gegner der damaligen Medizin beschrieben, der sich mit Wissenschaftlern wie Kepler und Galileo Galilei auseinander gesetzt hat und auf neue Fortschritte hofft.

Fazit: Unglaublich realistisch und spannend wird die Reise durch Europa und die Vergangenheit des 17. Jahrhunderts beschrieben. Mit einer Prise Romantik wird das Gesamtwerk passend abgerundet und bietet dem Leser beste Unterhaltung. Große Empfehlung für Fans von historischen Romanen.