Die Welt vor 111 Jahren

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kleng4 Avatar

Von

Ava und Claire sind zwei junge Frauen deren Wege sich durch Zufall 1911 in Hamburg treffen. Denn eigentlich ist so ein zusammentreffen in der Hafenmetropole zu Kaiserszeiten eher ungewöhnlich, wenn nicht gar unmöglich. Und doch schafft es die Autorin Miriam Georg dies überzeugend zu inszenieren. Die Geschichte beginnt mit der jungen Ava schon einige Jahre zuvor. Sie lebt zusammen mit ihrer Pflegefamilie im Alten Land bei Hamburg. Als arme Moorbauern reicht das Geld kaum zum Leben. Und so bleibt Ava nur der Traum von ihren leiblichen Eltern die sie irgendwann nach Amerika nachkommen lassen wollen. Die Zeit vergeht und es wird immer klarer, daß dies wohl nie mehr geschehen wird. Ava beschließt ihr Glück selbst in den Vereinigten Staaten zu suchen. Doch die Überfahrt ist nicht billig und muss erst verdient werden. Arbeit gibt es für ein junges Mädchen vom Lande in der Hansestadt reichlich, schlecht bezahlt und körperlich extrem anstrengend, aber was will man machen. Doch dann schafft sie es eine Anstellung in der Auswandererstadt zu bekommen. Ava ist überglücklich nicht nur wird sie hier gut bezahlt, wie ein Mensch behandelt, nein auch noch die besten Mahlzeiten Ihres Lebens stehen vor ihr auf dem Tisch. Doch einer Kollegin scheint das Essen, ja alles, nicht gut genug. Claire arbeitet hier nicht für ihren Lebensunterhalt sondern offiziell als Wohltäterin. Die aufbrausende, willensstarke junge Frau aus gutem Hause ist nicht ganz freiwillig hier und tut sich mit der Situation nicht leicht. Irgendwann merken die beiden jedoch, das sie auch Gemeinsamkeiten haben.
Mir gefällt an dieser Geschichte vor allem dieser Kontrast. Da sind die Lebensläufe die so ganz anders sind, als heute. Ganz schnell vergisst man das dies erst ca. 100 Jahre her ist. Und dann ruft man plötzlich den Arzt mit dem Telefon, streitet über Robert Koch und Freud und über die neusten Kameramodelle.

Das Buch hat meiner Meinung nach zu Beginn des letzten Drittels kleine Schwächen. Zum Ende möchte man jedoch einfach nur weiterlesen und hofft, daß der nächste Teil bald verfügbar ist.
Von mir eine klare Leseempfehlung.