Eine fulminante Geschichte ins historische Hamburg

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niniste Avatar

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In ihrem neuen Roman,,Das Tor zur Welt-Träume " nimmt Miriam Georg den Leser mit ins Jahr 1911 in die Auswandererstadt Hamburgs, die von Ballin erschaffen wurde, um den Auswandererstrom nach Amerika zu koordinieren.

Der Roman beginnt 1892 mit der Schilderung von Ava's Leben auf dem Moorhof im Alten Land. Als 5 jährige wurde sie dort von ihren Eltern zurück gelassen, als diese nach Amerika aufbrachen, um dort ein neues Leben aufzubauen. Sie versprachen ihr , sie nachzuholen. Seitdem führt sie ein arbeitsreiches, sehr ärmliches Leben, träumt jeden Tag davon, daß ihre Eltern kommen, um sie zu holen. Doch sie kommen nicht, die Erinnerung verblasst, aber der Traum, sie in Amerika zu suchen und zu finden bleibt. Mit 14 Jahren kommt sie nach Hamburg, ihr Ziehvater und ihre geliebte kleine Schwester verstorben an der Cholera, ihre Ziehmutter verschwindet heimlich und sie bleibt allein und mittellos zurück. Sie kämpft sie durch und beginnt 1911 eine Arbeit in der Auswandererstadt. Dort trifft sie auf Claire, ein paar Jahre jünger als sie. Sie stammt aus einer reichen Familie und muß dort als Therapiemaßnahme tätig sein. Die beiden Frauen sind so unterschiedlich; Ava still , schüchtern und angepasst; Claire aufbrausend, bissig und stürmisch und doch verletzlich, immer auf der Suche nach Anerkennung und Liebe. Sie kommen aus so unterschiedlichen Welten, freunden sich nach einiger Zeit an.

Miriam Georg beschreibt die Personen eindrucksvoll, gefühlvoll und so realistisch, daß man sie gleich ins Herz schließt, auch wenn ihr Wesen manchmal anstrengend ist. Ich konnte mich jederzeit in ihre Gefühle und Gedanken hineinversetzen.
Das Leben in der Auswandererstadt wird so authentisch und atmosphärisch dargestellt, daß ich fühlte , als ich mitten drin im Gewusel der vielen Menschen und der unterschiedlichen Sprachen. Auch die Schilderung der Hamburger Gängeviertel , mit all ihrem Dreck , Armut und Gestank hat mich beeindruckt.
Sehr interessant fand ich den Einschub von Passagen aus dem Jahr 1883, kursiv gedruckt, die die Erlebnisse auf einer Reise nach Amerika au dem Zwischendeck eines Auswandererschiffes sehr eindrucksvoll realistisch beschreibt. Es muß dort so schrecklich gewesen sein.
Der Leser darf sich auf eine sehr spannende Geschichte freuen und zwei sehr unterschiedliche interessante Frauen auf ihrer Suche nach ihrem Glück begleiten. Beide machen im Verlauf der über 600 Seiten interessante Entwicklungen durch.
Man darf gespannt sein, ob ihre Suche erfolgreich sein wird.
Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite so gefesselt, daß ich es kaum weglegen konnte und traurig war , als es endete. Die Seiten flogen nur so dahin ,es ließ sich sehr flüssig und leicht lesen.
Schon jetzt freue ich mich auf den zweiten Band,,Das Tor zu Welt-Hoffnung" ,um zu erfahren, wie Ava's und Claire 's Weg weitergeht.
Von ganzem Herzen eine klare Leseempfehlung für Leser, die eine eindrucksvolle Reise in die Auswandererstadt Hamburgs von 1911 unternehmen möchten.