Toller Hamburg-Roman

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Obwohl ich die bisherigen Romane von Miriam Georg, die ja auch in Hamburg spielen, nicht kenne, hat ihr neuestes Werk "Das Tor zur Welt", das auf zwei Bände angelegt ist, mich gleich fasziniert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Ada, deren Eltern zum Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswandern und ihre kleine Tochter in der Obhut armer Bauern im Alten Land zurücklassen. Als diese auch auswandern, wird sie erneut zurückgelassen und muss sich vortan in Hamburg durchschlagen. Ihren Traum, selbst nach Amerika auszuwandern, verliert sie dabei nie aus den Augen. Eine andere Protagonistin des Romans ist Claire, eine Tochter aus reichem Hause, die nach dem Tod ihres Vaters ziellos durchs Leben treibt. Als der von ihr als Ehemann ins Visier genommene Reederssohn eine passendere Partie wählt, gerät ihr Leben aus den Fugen. Die Wege von Ada und Claire kreuzen sich in der Hamburger Auswandererstadt und ihre Freundschaft scheint beiden gut zu tun. Aber letztendlich muss Ada erkennen, dass auch Claire sie nur verraten hat und einen erneuten furchtbaren Schicksalsschlag verkraften.
Miriam George gelingt es einfach meisterhaft den Zeitgeist des beginnenden 19. Jahrhunderts und die Stimmung in der Hafenstadt Hamburg einzufangen.
Die beiden unterschiedlichen Charaktere der Hauptfiguren sind überzeugend gezeichnet und die Geschichte ist insgesamt sehr stimmig. Gerade die Kontraste der beiden Welten, in der die beiden jungen Frauen leben, machen das Buch interessant und abwechslungsreich. Dabei trägt die Autorin nicht dick auf, sondern beschreibt sehr detailliert und teilweise auch sehr drastisch die damaligen Lebensumstände der armen Bevölkerung und die Zustände während des Cholera-Ausbruchs in Hamburg. Man möchte einfach immer weiterlesen und auch der Schluss des Buches bringt nochmal eine Wendung, die man nicht vermutet hatte. Das macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Band, den ich auch unbedingt lesen muss.
Die Covergestaltung ist sehr geschmackvoll und auch die beigefügten Fotografien, die man am Ende des Buches findet, tragen dazu bei, dass die Bilder, die Miriam Georg in ihrem Roman zeichnet, quasi lebendig werden.
Für mich einer meiner Lieblingsromane 2022.