Kein Tabu im TABU - aufschreiben statt einfach wegerleben

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gluexklaus Avatar

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Es ist wirklich ausgesprochen witzig und erfrischend zu lesen, dass Karline und Paul in ihren TABUs, ähm Tagebucheinträgen kein Tabu kennen, kein Blatt vor den Mund nehmen und einfach drauflos schreiben. So soll das ja eigentlich auch sein, wenn man Tagebuch schreibt. Nee, ein Tagebuch ist nicht nur was für Einsame. Da hat Karline vollkommen recht: Es ist besser, wenn man Dinge aus seinem Leben aufschreibt, anstatt sie einfach nur wegzuerleben.

Anja Fröhlich und Patrick Krause versetzen sich als Autoren gleich in zwei Figuren hinein. Erstens in Karline und zweitens in Paul, ihren neuen Stiefbruder. Die Autoren treffen für mich genau den richtigen Ton, ihr Sprachstil wirkt authentisch. Man hat das Gefühl, hier kommen wirklich Sechstklässler zu Wort, für die Ausdrücke wie „krass“und „schwerstberühmt“ zum Wortschatz dazugehören. Die Einträge halte ich für sehr natürlich und ungekünstelt, einfach spritzig-witzig, gewollt und gekonnt. Auch das Layout von „Das ungeheimste Tagebuch“ der Welt hat was. Witzige Zeichnungen zwischen den Texten, unterschiedliche Schriftarten, Emojis, Pfeile, Ausrufezeichen. Das sieht auf den ersten Blick sehr wild aus, vermutlich hat die eigentliche Zielgruppe aber gar keine Schwierigkeiten, sich da zurechtzufinden, Comicromane sind aktuell ja sehr gängig und populär. Die kreative, abwechslungsreiche Gestaltung motiviert die acht-, neunjährigen Leser auf alle Fälle. Die Illustratorin Kristina Nowothnig hat hier ganze Arbeit geleistet👍. Insgesamt erinnert mich das Buch an die Lotta-Leben-Reihe, die bei meiner Tochter ganz hoch im Kurs steht.

Dass sowohl ein Junge, Paul, als auch ein Mädchen, Karline, zur Wort kommen, überzeugt mich. So wird ein und dieselbe Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt. Eine Geschichte hat ja immer mindestens zwei Seiten. Dieses Buch ist aufgrund der beiden Hauptfiguren sowohl für Jungen als auch für Mädchen interessant. Vielleicht sorgt es sogar für ein bisschen mehr Verständnis füreinander, wenn man auch mal die Sichtweise des anderen Geschlechts betrachtet....

Ich kann jedenfalls sowohl Pauls als auch Karlines Situation nachvollziehen, finde beide sehr komisch und unterhaltsam. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. Die Vorstellung, mit dem eigenen Bruder/ der eigenen Schwester in einer Klasse zu sein, schreckt mich ab. Aber davon zu lesen, finde ich spannend. Wie kommt Faul, äh Paul so in der Klasse an? Wie läuft der Wahlkampf zum Klassensprecher ab? Und wie schafft Paul es, dass er tatsächlich gewählt wird?
Meine Tochter und ich wären bei diesem „Battle“ auf alle Fälle extrem gerne dabei und sind total neugierig, was Karline und Paul miteinander noch erleben.