Fiktion und Realität der Entschlüsselung der DNA

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
naydee Avatar

Von

Dr. Rosalind Franklin war, zusammen mit ihrem Assistenten Raymond Gosling, den DNA-Geheimnissen auf der Spur wie kein anderer. Eine brilliante und tiefgründige, gar penible Wissenschaftlerin, die nichts dem Zufall überließ. Und ohne es jemals gewollt zu haben, in den Wettstreit um die Entschlüsselung der DNA hineingeriet. In einer Welt und zu einer Zeit, in der den Frauen in der Wissenschaft noch üblicherweise Steine in den Weg gelegt wurden und ihnen wenig Vertrauen entgegengebracht wurde.
Marie Benedict schafft mit ihrem fiktiven Roman "Das verborgene Genie" die Leserinnen und Leser am Leben und Schaffen von Rosalind Franklin teilhaben zu lassen. Dabei sind viele Teile des Romans aus aufwendiger Recherche rekonstruiert, manches jedoch sicherlich auch reine Fiktion. Welcher Teil nun Fiktion und welcher den realen Begebenheiten entspricht, wissen wir nicht, aber der Roman ermöglicht einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt einer genialen Wissenschaftlerin.
Der Schreibstil ist ziemlich dicht und recht detailliert, somit nicht einfach so wegzulesen. Außerdem zermürbt es einen, wie sehr Rosalind mit Vorurteilen und offenen und verborgenen Anfeindungen konfrontiert wurde und wie sie damit zurecht kam. Wenn nur die Hälfte von den Geschehnissen so oder in ähnlicher Weise stimmen, wäre es für die meisten von unskaum zu ertragen gewesen.
Der Roman konzentriert sich auf ihre wichtigste Schaffenszeit, angenfangen mit 1947 am Laboratoire Central des Services Chimique in Paris über ihren Aufenthalt am King's College in London und abschließend mit ihrer letzten beruflichen Station am Birkbeck, ebenfalls in London. Die Autorin versucht recht minutiös die Gefühlswelt von Rosalind Franklin und ihren Kampf um die Wissenschaft darzustellen. Neben den Konflikten unter Wissenschaftlern hat Rosalind auch sehr gegen die Ablehnung ihrer Familie zu kämpfen, allen voran ihres Vaters, ihrer Entscheidung gegenüber, in die Wissenschaft zu gehen. Eine starke Frau, die eine wichtige Wegbereiterin für viele weitere Wissenschaftlerinnen war.
Mein Fazit: keine leichte Lektüre, aber ein sehr schöner und aufschlussreicher Roman für all diejenigen, die sich für die Leben bedeutender Frauen interessieren und ganz nebenbei etwas über die Entschlüsselung der DNA lernen wollen.