Interessantes Thema; enttäuschende Umsetzung

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lilalinchen Avatar

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Marie Benedict nutzt "Das verborgene Genie", um die Geschichte von Rosalind Franklin zu erzählen. Ich gebe ehrlich zu, dass ich ihren Namen vor Beginn der Lektüre noch nie gehört habe und mir auch nicht bewusst war, welche Bedeutung sie in der wissenschaftlichen Welt hat und welche wichtigen Forschungsergebnisse ihr zuzuschreiben sind. Rosalind Franklin ist nämlich die Entdeckerin der Doppelhelixstruktur unserer DNA - sie konnte diese nach jahrelanger Forschung entdecken - ihre Forschungsergebnisse wurden jedoch Männern zugeschrieben, die die Lorbeeren hierfür geerntet haben.

Wie schon angemerkt, hat sich Rosalind ganz der Wissenschaft verschrieben und zieht hierfür extra von England nach Frankreich,  da sie sich hier eine tolerantere Gesellschaft und bessere Chancen für ihre Forschung verspricht. Anfänglich scheint es auch so auszusehen, als würde sie von ihren (männlichen) Kollegen akzeptiert und für ihre Forschung geschätzt, doch schnell wird deutlich, dass dieser erste Eindruck täuscht und die Wissenschaftswelt in Frankreich auch nicht wirklich fair ist. Neben der unfairen Wissenschaftswelt muss sie auch noch Probleme mit ihren Eltern sowie echte Konflikte mit männlichen Forschern ertragen. Es wird wirklich deutlich, dass Rosalind Franklin kein einfaches Leben hatte und für jeden ihrer Schritte und Erfolge kämpfen musste. 

Ich hatte mich wirklich sehr auf "Das verborgene Genie" gefreut. Die Handlung hat mich direkt angesprochen und ich wollte unbedingt mehr über Rosalind Franklin lernen, da sie ja ganz bedeutende Forschungsergebnisse erreicht hat - ich aber noch nie von ihrer Bedeutung für die Wissenschaft gehört habe. Meine Freude auf das Buch konnte dann jedoch nicht erfüllt werden. Der Schreibstil der Autorin konnte mich gar nicht abholen; es erschien mir eher monoton und es konnte keinerlei Spannung aufgebaut werden. Natürlich habe ich bei einem Werk, das auf einer Biografie basiert, keine große Spannung erwartet, aber etwas mehr hätte man durch den Schreibstil und die Gestaltung der Handlung schon aus der Geschichte herausholen können. Viele Entscheidungen der Autorin - aus schriftstellerischer Sicht, aber auch hinsichtlich der Handlung - konnte ich gar nicht nachvollziehen. An manchen Stellen wollte ich das Buch am liebsten abbrechen, an anderen Stellen war ich dann aber doch sehr fasziniert. Leider kann ich jedoch nach der Lektüre nicht nachvollziehen, ob die Momente, die mir gefallen haben, wirklich tatsächliche Berichte aus dem Leben von Rosalind Franklin sind oder ob die Autorin hier ihre künstlerische Freiheit genutzt und weitergearbeitet hat. Hier hätte es unbedingt ein längeres Nachwort gebraucht, in dem die Handlung des Buches und die schriftstellerischen Entscheidungen kontextualisiert und in die Lebensgeschichte von Rosalind Franklin eingeordnet werden. Da das Ende des Buches dann auch noch sehr enttäuschend war und hier nicht nachvollziehbare Entscheidungen getroffen wurden, bin ich einfach nur froh, dass ich das Buch jetzt weglegen kann. Mehr als zwei Sterne kann ich leider wirklich nicht vergeben.