Erschreckende Erkenntnis

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chrischid Avatar

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Nina ist mehr als zufrieden, sie hat einen tollen Job und eine glückliche Familie. Außerdem hat sie es geschafft, ihre Vergangenheit, die alles andere als rosig war, hinter sich zu lassen. So dachte sie zumindest. Ihr Mann und ihre Tochter ahnen nichts von Ninas Kindheit und Jugend und das soll auch so bleiben. Als jedoch ein Mann aus Ninas Vergangenheit auftaucht, droht ihr mühsam aufgebautes Gerüst auseinander zu brechen. Plötzlich sieht sie ihre Tochter in Gefahr und das kann sie natürlich nicht zulassen, ihr bleibt nichts anderes übrig, als auf die Forderungen des Mannes einzugehen, auch wenn es sie ihr Leben kostet...

 

Sam Hayes schafft es, den Leser von Anfang an in den Bann zu ziehen, denn der Prolog ist nervenaufreibend und wirft sofort einige Fragen auf, die natürlich noch nicht sofort beantwortet werden können und auch nicht sollen. Eine Frau stürzt von einer Brücke, doch was geschieht danach, ist sie tot oder hat sie das Unmögliche geschafft und überlebt? Man muss einige Zeit warten, um dahinter zu kommen, was wirklich geschehen ist, aber es lohnt sich in jedem Falle, diese Frage während des Lesens im Kopf zu behalten.

 

Während der Kapitel wechseln hin und wieder die Erzählperspektiven und vor allem die Zeiten, von denen erzählt wird. Das ist bis zum Ende ein wenig verwirrend, da man zunächst ein paar Zeilen lesen muss, um zu wissen, ob man sich nun in der Gegenwart oder der Vergangenheit befindet. Wobei später klar wird, dass es sogar zwei Formen der Vergangenheit gibt, die erzählt werden. Immer mehr Personen tauchen auf und schnell wird klar, dass es doch gar nicht so viele sind, denn manchmal handelt es sich um ein und dieselbe Person oder auch schonmal um jemanden, der zwar erwähnt, aber bisher einfach nicht persönlich in Erscheinung getreten ist. Es dauert eine Zeit, bis man alles auseinander genommen hat und die verschiedenen Zusammenhänge klar und deutlich vor sich sieht, aber auch das ist die Sache auf jeden Fall wert.

 

Die Geschichte ist sehr spannend und gleichzeitig regelrecht abstoßend. Es kommen Dinge ans Licht, die man sich nie auszumalen geträumt hatte. Auch wenn man weiß, dass solche schrecklichen Dinge heutzutage leider noch immer geschehen, würde man sich wünschen, dass die Autorin sich hier reiner Fiktion bedient hätte. Dem ist nicht so und man kann und sollte auch nicht die Augen vor der Wahrheit verschließen. Das schlimmste daran ist jedoch, dass man weiß, dass man nie komplett dagegen vorgehen kann und es immer wieder solche Fälle geben wird, egal wie sehr man versucht es zu verhindern. Man ist also auch emotional sehr in die Geschichte eingebunden und würde sich wünschen selber ein wenig agieren zu können, um den Protagonisten zu Hilfe zu kommen.

 

Am Schluss gibt es nochmal eine Wendung, die allerdings nicht ganz überraschend kommt. Wenn man aufmerksam und konzentriert gelesen hat, so hat man im Grunde darauf gewartet, dass das geschieht, was im Endeffekt dann auch kommt. Doch trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit der Geschehnisse, bleibt die Geschichte von Anfang bis Ende spannend, so dass man das Buch kaum zwischenzeitlich zur Seite legen möchte.