Platt, unglaubwürdig und konstruiert

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
sendorra Avatar

Von

Viele positive bis begeisterte Kritiken habe ich über das dritte auf Deutsch erschienene Werk der Britin Sam Hayes gelesen. Deswegen freute ich mich sehr, als ich "Das verbotene Zimmer" endlich in den Händen hielt. Leider hat der Roman meine Erwartungen mehr als enttäuscht.

=== Geheimnisreicher Einstieg ===

Nina Kennedy führt mit ihrem Mann Mick und ihrer Tochter Josie ein offensichtlich idyllisches Leben. Sie hat gerade einen wichtigen Auftrag als Maskenbildnerin ergattert, wohnt in einem Haus am Meer und führt eine glückliche, leidenschaftliche Ehe. Doch ist dies alles vielleicht zu schön, um wahr zu sein? Was versucht sie zu verbergen?

Frankie Gerrard beginnt ihre neue Stelle als Assistentin der Hausmutter des Mädcheninternats Roecliff Hall. Frankie scheint ein dunkles Geheimnis mit sich zu tragen, reagiert allergisch auf Fragen nach ihrer Vergangenheit. Ihr Verhalten ist seltsam - suchend, forschend und versteckend zugleich. Was hat es mit Frankie auf sich?

Die kleine Ava wird von ihrem überforderten, trunksüchtigen Vater im Roecliff Kinderheim abgegeben. In diesem Heim geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Kinder werden nachts aus ihren Betten geholt, verschwinden gar für immer. Ava wächst heran und bekommt immer mehr mit. Zu viel?

=== Wirr getarntes plattes Konstrukt ===

Verwirrt? Das ist Absicht, behaupte ich einfach mal dreist. Hayes trickst und druckst herum und verschachtelt ihre Geschichte dermaßen, dass dem geneigten Leser erst recht spät aufgeht, wie platt, durchschaubar, unglaubwürdig und konstruiert das Ganze ist.

Der schnelle Wechsel zwischen Charakteren, Erzählperspektiven und Zeitebenen macht anfangs auch wirklich Spaß. Die einfache Sprache der Autorin lässt sich flüssig lesen. Die Szenenwechsel schüren Spannung. Die Fragen danach, was vorgeht, was wahr und wer wer ist, stellen sich unbändig und machen neugierig.

Recht schwer fällt es allerdings nicht, all das zu verstehen. Und dann ist die Luft raus. Hayes zieht zig Stereotypen aus der Frauenkrimi-Schublade aus dem Hut. Die Geschichte strotzt nur so vor "Überraschungselementen", dummen Charakteren und Oberflächlichkeit. Da bleibt vom anfänglichen Lesespaß nicht mehr viel übrig.

Das ist schade, denn Reizthemen wie (Kindes-)Missbrauch, Scheuklappen, Gruppendynamik, Identitätsverlust, Menschenkenntnis sind spannend und können Augen öffnen und in die Seele treffen. Auch als Krimi.