Roecliffe-Kinderheim: Ein Horrorhaus

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theresia626 Avatar

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Sam Hayes beschäftigt sich  in ihrem Roman „Das verbotene Zimmer“ mit einem sehr sensiblen und leider immer wieder aktuellem Thema: Kindesmißbrauch.

Ava Atwood wird im Alter von acht Jahren durch das Jugendamt in das Roecliffe-Kinderheim gesteckt, weil nach dem Tod ihrer Mutter ihr Vater sie nicht mehr versorgen kann. Dort hört Ava von den eingeschüchterten und total verängstigten Kindern Gruselgeschichten. Kinder würden abends verschwinden und frühs wieder auftauchen, oder sie kämen gar nicht wieder und daß sie von den abendlichen Tabletten schlimme Träume hätten. Auch Ava wird in das verbotene Zimmer geholt und sie lernt die Ängste zu verstehen und versucht, sich unsichtbar zu machen. Jeden Sonntag sitzt sie sehnsuchtsvoll am Fenster und wartet auf ihren Vater, der sie doch eigentlich wieder nach Hause holen wollte. Im Alter von 13 Jahren begegnet Ava im Heim der erst dreijährigen Betsy und sie findet eine Aufgabe, die ihr das Überleben einfacher macht. Sie kümmert sich um Betsy, versucht diese vor den Männern mit den schwarzen Kapuzen zu beschützen und schenkt ihr Zuwendung und Liebe, wie für eine Schwester. Doch sie kann Betsy nicht retten, Betsys Seele und ihr Verstand zerbrechen. Ava jedoch ist eine starke junge Frau geworden und setzt dem Treiben in dem Kinderheim ein Ende.

Nina Kennedy lebt mit ihrem Ehemann Mike, einem Maler, und ihrer gemeinsamen 15jährigen Tochter Josie in einer Doppelhaushälfte aus den 30er Jahren. Mike hat sein Atelier im Garten, wofür nur er einen Schlüssel hat und allein darf niemand sein Refugium betreten. Warum? Josie spielt im Internet gern mit ihrer Freundin Nat ein Rollenspiel, wo man so tun kann als wäre man jemand anderes. Nina hat jedoch Angst, daß Pädophile sich daran beteiligen oder dahinter stecken könnten. Von ihrer Vergangenheit erzählt sie Mike nichts, …“Nina, die ihre Lebensgeschichte sorgsam arrangierte wie Eier im Korb.“

Frankie Gerrad beginnt ihre Arbeit als Assistentin der Hausmutter in einem Internat; in Roecliffe Hall. Hier leben in diesem Schuljahr 357 Mädchen. Frankie muß sich um die großen und kleinen Probleme der Jugendlichen kümmern, Betten machen, aufräumen, nach Drogen suchen u.v.m. Hier lernt sie Adam kennen, den Geschichtslehrer. Er hat, egal wo er ist, immer seinen Laptop bei sich.

Es ist anfangs etwas schwierig, die für den Leser völlig zusammenhanglosen und leicht verwirrenden Erzählstränge über Ava, Nina und Frankie einzuordnen. Doch mit jeder Seite, die man liest, kommt man der Auflösung, dem finalen und wendungsreichen Ende ein Stück näher. Enttäuschend fand ich die Einführung zum Buch. Leider werden hier schon wesentliche Details verraten und schmälern etwas den Lesegenuß. Ich kann nur empfehlen, sie nicht zu lesen, nur wer schafft das schon.

 „Das verbotene Zimmer“ ist ein bewegender und erschütternder Roman, der den Leser fassungslos zurück läßt. Was müssen die Kinder in dem Kinderheim jahrelang für Ängste und Martyrien durchleben, alle, vor allem die Erzieher schauen weg, schreiten nicht ein, wenn Kinder wie auch Dawn einfach nicht mehr da sind und andere von blauen Flecken überzogen sind. Ihre Ängste beschränken sich wahrscheinlich nur auf das Ausbleiben ihres Gehaltes, sollten sie ihren Job in dem Kinderheim verlieren. Ich kann den Roman sehr empfehlen.